Dienstag, 30. August 2016

Michael Oehme über Sneaker und Caps

So ähnlich mussten sich meine Eltern gefühlt haben, als ich ihnen im zarten Alter von 14 Jahren erklärte, dass man sich mit einer C&A-Jeans (damals sahen die wirklich schlimm aus, sagt mir mein verklärtes Gedächtnis) nicht auf die Straße trauen kann. Es musste eine Wrangler und Rifle. Man Vater schüttelte nur den Kopf, ob des doppelt so teuren Preises und meine Mutter zahlte. In jedem Fall begann meine Beschäftigung mit „neuen“ Bekleidungsmitteln damit, dass meinen 11jährigen Sohn die Sonne blendete und er völlig entseelt vor einem Caps- und Sneakers-Store stehenblieb.

Lang lebe der Turnschuh
Fangen wir mit dem Sneaker an, den ich gemeinhin für die etwas moderne Form des Turnschuhs hielt und hierfür - gerade bei den Jüngeren unter Ihnen - freundlichstenfalls Mitleid erhalte. „Briefmarken sammeln war früher, heute sind superteure Sneakers eine echte Geldanlage“, lacht mich ein Beitrag an. Ich werde neugierig und glaube meinen Augen nicht: Ein „Robert Parish Game used Basketball Sneaker – immerhin mit Autogramm, 28 Jahre alt und wie der Hinweis „Game used“ zeigt, vermutlich auch nicht ganz frisch soll 38.000 US-Dollar kosten! Diese Liste ließe sich fortsetzen. Und nein, ich habe nichts genommen. Aber auch ein gewisser Rock Owen (wer auch immer das ist) bietet seine Sneaker, diesmal zum Glück neu, nicht unter 700 Euro an. Profis sagen mir, es gibt gefragte Stücke, für die schnell mal ein paar Tausend Euro fällig werden. Für Turnschuhe!?! Für deutlich weniger bekommt man handgemachte Herrenschuhe aus feinstem Leder, die auch noch auf die Fußform angepasst werden!

Caps – offenbar so individuell wie das Leben
„Wenn dich die Sonne blendet, gehen wir eben in den Shop und holen dir so eine Cap“, hörte ich mich völlig entspannt auf Denglisch (ich hasse Anglizismen) sagen. Strahlen in seinem Gesicht! Was ich nicht wusste, alleine der Internetstore Stylight bietet mehr als 4000 (!) Caps an. Nach mehr als einer Stunde gab ich mich geschlagen: Es gab weder DIE Cap, die sich mein Sohn vorstellte, noch überhaupt eine der amerikanischen Basketball-Mannschaft als deren „Werbevertreter“ mein Sohn künftig herumzulaufen gedachte. Die Bestellmöglichkeiten des Internet (gelobed sei das Web!) schaffte uns „Erleichterung“.

Was lernen wir daraus?
Ich habe offen gesagt keine Ahnung, was Sie aus meine privaten Ausflug lernen. Ich habe für mich ein paar Schlussfolgerungen gezogen. Erstens: es ist schon unglaublich, was Werbe- und Vermarktungsmaschinen in einer scheinbar gesättigten Welt durch eine künstlich herbeigeführte Individualität/Verknappung schaffen. Das Web tut sein Übriges. Zweitens: in einem Buch über die größten Crashs der Welt habe ich gelesen, dass schon 1637 eine Spekulationsblase in Holland wegen Tulpen (!), deren Zwiebeln zum Schluss mehr Geld wert waren als Gold platzte. Was sind da schon gebrauchte Turnschuhe für 38.000 US-Dollar. Drittens frage ich mich, ob ernsthafte Beschäftigungen mit derartigen Themen nicht ein Zeichen zunehmenden Alterns sind. Gerade die letzte Frage dürfte mich noch länger beschäftigen ...

Donnerstag, 25. August 2016

Michael Oehme: Berliner Mietspiegel 2015 in einem teurer werden Wohnungsmarkt bestätigt


Landgericht Berlin anerkennt Schätzungsgrundlage; Urteile dürften Signalwirkung für andere Bundesländer haben

Der Berliner Mietwohnungsmarkt ist angespannt. Dies ist nicht nur der Presse zu entnehmen. Wer in der Bundeshauptstadt nach einer neuen Bleibe sucht, wird es auch schnell am eigenen Leib erfahren. „Lange Schlangen von Interessenten sind inzwischen nicht nur an der Isar, sondern auch an der Spree die Regel“, meint Kommunikationsexperte Michael Oehme. Die Gründe hierfür sind schnell gefunden. Nach einer Veröffentlichung des Berliner Mietervereins e.V. und der IG Bauen-Agrar-Umwelt übersteigt die Nachfrage nach Wohnraum inzwischen das Angebot in 9 von 12 Bezirken. Berlin ist eben „arm, aber sexy“, wie es einst Bürgermeister Klaus Wowereit auf den Punkt brachte. „Wobei durch den Zuzug aus Deutschland und anderen Ländern bzw. das steigende Interesse von Firmen an der Bundeshauptstadt, der un goût des „arm“ zunehmend schwindet“, so Michael Oehme.

Weniger Quadratmeter als in „Restdeutschland“

Dabei wohnen die Berliner, nach jüngsten Erhebungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), schon jetzt beengter als das Gros der übrigen Bundesdeutschen. Zumindest im Hinblick auf den Verdienst. Mit einem Viertel des Einkommens leisten sie sich 68 Quadratmeter Wohnfläche. Im Bundesdurchschnitt sind es im direkten Vergleich 94 Quadratmeter. Wobei das IW hervorhebt, dass das Wohnen in den Metropolen generell teurer ist und sich die Bürger daher nur kleinere Wohnungen leisten.

Mietpreisbremse bisher vergleichsweise wirkungslos

Um sich der Diskussion der steigenden Mietpreise zu stellen, haben Bundestag und Bundesrat dabei vergleichsweise schnell ein Gesetz verabschiedet, dass es den Bundesländern ermöglicht, Gegenden mit angespannten Wohnungsmärkten auszuweisen und deren Mietpreissteigerungen am Mietspiegel festzumachen. „Diese sogenannte Mietpreisbremse, die ab dem 1. Juli 2015 auch für Berlin gilt, hat bislang jedoch nur wenig Wirkung gezeigt. Denn seither stiegen die Mietpreise durchschnittlich nochmals um rund sechs Prozent“, so der Sankt Gallener Kommunikationsexperte Oehme. Über die Gründe könne man dabei nur spekulieren. Zum einen sehe das Gesetz ja Ausnahmen vor. Beispielsweise, wenn es sich um einen Neubau handele oder die Immobilie umfassend saniert wurde. „Andererseits dürften sich auch viele Vermieter schlicht nicht an die Vorgaben halten, wenn doch genügend Interessenten Schlange stehen“, meint Oehme.

Berliner Mietspiegel 2015 für Vergleiche angemessen


Wenigstens eine „Ausrede“, gerade von Vermietern, der Berliner Mietspiegel 2015 sei für einen Vergleich und damit die Festsetzung der neuen Mieten ohnehin nicht repräsentativ, wurde nun durch zwei Entscheide des Landgerichts Berlin (LG) widerlegt (Az. 67 S 72/16 und 18 S 111/15). Interessant sind dabei weniger die Einzelfälle, in denen es nicht einmal um größere Summen ging, sondern die grundsätzlich ablesebare Intention des Gerichtes, den Mietpreisspiegel als Vergleichsmaßstab zu bestätigen. So geht in dem einen Fall das Gericht in seiner Urteilsbegründung nicht davon aus, die erhobenen Daten seien unter „Verstoß gegen wissenschaftliche Grundsätze erhoben bzw. ausgewertet“ worden. Es ergänzt, dass etwaige Mängel zudem nicht ins Gewicht fallen würden. Im anderen Fall war vom Kläger angebracht worden, es fehle an einer repräsentativen Stichprobe. Auch diese Meinung schloss sich das Gericht in Anbetracht der Daten von 8500 Wohnungen nicht an. Eine Zulassung zur Revision ließ das Landgericht Berlin nicht zu. Damit dürften diese Entscheidungen auch für andere Städte Signalwirkung haben: „Viele Städte in Deutschland kämpfen mit der Ansicht von Vermietern, die herausgegebenen Mietspiegel entsprächen nicht der tatsächlichen Vermietungssituation. Diese Einschätzungen dürften nun durch die LG-Entscheide einen Dämpfer bekommen haben“, fasst Michael Oehme zusammen. Das Urteil wirke allerdings auch in die andere Richtung und sei verbindlich für Mieter.

Dienstag, 23. August 2016

Michael Oehme: Vom „klassischen“ Sachwertebegriff verabschieden


Prof. Dr. Karl-Georg Loritz zum veränderten Sachwertebegriff und in was Anleger investieren sollten


St.Gallen, 22.08.2016. „Das Streben nach sicheren Geldanlagen hat in der Zeit des von den Notenbanken erzeugten Nullzinsniveaus den Blick intensiv auf Sachwerte gelenkt. Insbesondere Immobilien bewahrten jahrzehntelang, sogar in Krisenzeiten, vor dem Verlust der Vermögenssubstanz. Ihre Werte stiegen bis zum Ende der 1980er Jahre in Deutschland weithin kontinuierlich an. Spätestens jedoch mit der Immobilienblase in den neuen Bundesländern zum Ende der 1990er Jahre platzte die Illusion von der Wertstabilität der Immobilien“, schreibt Professor Dr. Karl-Georg Loritz in einem aktuellen Aufsatz „Sachwerte – Brauchen wir ein grundlegend neues Verständnis“ (http://www.ifit-schweiz.ch/publikationen). Der wissenschaftliche Beirat des Schweizer Instituts für integrale Transparenz (IFIT) stellt folgerichtig die Frage: In was aber soll der private und institutionelle Anleger in der heutigen Null-Zins-Zeit investieren? Immer wieder würden dabei von Beratern Aktienbeteiligungen an Unternehmen als Sachwerte angeboten. Die Aktionäre seien ja „mittelbar“ an den Vermögenswerten der Unternehmen beteiligt. Loritz rät zur Vorsicht: „Die wertvollsten Aktiengesellschaften der Welt nämlich Facebook, Google und Microsoft haben so gut wie keine greifbaren Sachwerte. Ihr Wert besteht vor allem in der Vielzahl der Nutzer. Diese Unternehmen haben die Welt ohne Präsenz von Niederlassungen „erobert“. Die von Google erfundene Software könnte mittels lediglich ein paar Kartons füllende Speichermedien an jeden Ort der Welt transportiert werden. Dennoch sind gerade auch deren Aktienkurswerte höchst volatil. An nur einem Tag kann der Anleger einen Großteil seiner Vermögenssubstanz verlieren.“ Er rät daher, sich grundsätzlich vom Sachwertebegriff zu verabschieden und nach Nischen bei Anlageprodukten zu suchen. Man müsse hierzu vor allem die Zielinvestments vor der Überlegung in den Blick nehmen, ob sie geeignet seien, Gewinn zu machen und so eine angemessene Rendite weiterzugeben. Eine Möglichkeit sieht er hierbei in der Chance, am Neubau von Immobilien zu partizipieren. Loritz abermals wörtlich: „So sind Neubauwohnungen in der heutigen Zeit des schnellen Abverkaufs ein sehr gutes Investment (nur) für denjenigen, der aktiv in den Wertschöpfungsprozess zu Beginn des Lebenszyklus eingebunden ist. Nur wenige deutsche Bauträgerunternehmen bieten privaten Investoren den Einstieg in solche Projektfinanzierungsmöglichkeiten an. Auch in anderen Ländern, wie etwa in der Schweiz, gibt es so etwas in kleinerem Umfang. Hier verlangen Banken bei Bauträgern einen relativ hohen Einsatz von Eigenkapital, das mancher Entwickler und Bauträger durch Anlegergelder finanziert.“ In beiden Märkten sieht er durch die große Nachfrage nach neuen Wohnungen im Abverkauf und damit der Gewinnrealisierung kein Problem, so lange die üblichen Standortfaktoren eingehalten würden. Dies macht deutlich: Der tradierte Sachwertbegriff ist zumindest zu hinterfragen und dahingehend zu überprüfen, ob nicht das Partizipieren an der Wertschöpfung zur Schaffung eines Sachwertes intelligenter ist, als der Besitz desselben. Die Einschätzung: Sachwert = Sicherheit sollte man dabei nicht mehr unreflektiert übernehmen, dies würde dem Umbruch des Sachwertgedankens nicht mehr gerecht.

Donnerstag, 18. August 2016

Michael Oehme mit einem persönlichen Statement zur Türkei

Zugestanden, vermutlich können wir die türkische Seele ähnlich gut verstehen wie die griechische – wunderbar verkörpert in „Alexis Sorbas“ gespielt vom unvergesslichen Anthony Quinn, übrigens in Mexiko und nicht in Griechenland geboren, wie man zunächst vermuten würde.

Massenverhaftungen als Antwort auf den Putsch
Halten wir mal die Fakten fest: Bislang wurden 50.000 Angestellte aus dem öffentlichen Dienst suspendiert, entlassen oder verhaftet. Wie der „Stern“ berichtet, wurden mindestens drei Nachrichtenagenturen, 16 Fernsehsender, 23 Radio-Stationen und 45 Zeitungen geschlossen. Da stellt man sich schon mal die Frage: Wie viele sind denn noch über? Derweil finden nach ernstzunehmenden Erhebungen 60 Prozent der in Deutschland lebenden Türken die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan richtig. Währenddessen die Zahl der Merkel-Kritiker hierzulande wächst. Macht Präsident Erdoğan im Sinne einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit alles richtig oder greift er „nur“ des Volkes Emotionen auf, wie es auch die „Alternative für Deutschland“ (AFD) geschafft hat. Eines scheint klar, die EU und die Türkei. Das sind für die nächsten zehn Jahre getrennte Wege. Die Frage ist, ob Erdoğan die Konsequenzen abschätzen kann. Ein anderer großer Politiker, der ähnlich angeeckt ist aber ähnlich beliebt war, war Franz-Joseph Strauß. Er sagte einmal: "Dieses Europa hat ein gemeinsames Schicksal und eine gemeinsame Zukunft. Was liegt näher, als dass es zu einer gemeinsamen Politik kommen muss?" Das war allerdings im Rahmen einer Bundestagsdebatte im Februar 1952. 

Flüchtlinge in Vergessenheit geraten
Wo geht die Reise hin? Da bin ich doch froh, dass unsere Politiker auf ihre Life Balance achten und einige Wochen zum einen Berlin verwaist und Urlaubsorte „unsicher“ gemacht werden. Jedenfalls hören wir in der aktuellen Presse derzeit wenig zum Thema Türkei und wie denn eigentlich die Haltung der BRD bei Flüchtlingsfragen ist. Sind wir nicht insgeheim froh, dass Erdoğan uns dieses „Problem“ abnimmt. Und wie steht es um die Menschenrechte? Was haben wir nicht alles eingefordert, damit die Türkei weiterhin Flüchtlinge aus den Krisengebieten „steuern“ darf. Haben Sie davon noch etwas gehört? Na schauen wir mal, was wir an neuen Informationen bekommen, sollte der Bundestag wieder besetzt sein. Bislang jedenfalls, so scheint es, bestimmt Erdoğan das Geschehen. Zufall?

Dienstag, 16. August 2016

Medienumbruch und Öffentlichkeitsarbeit

Wer getrost Bekanntes lesen möchte, sollte sich das Büchlein (61 Seiten) „Medienumbruch und Öffentlichkeitsarbeit“ zulegen. Es setzt sich unter anderem mit der Frage auseinander, inwiefern der digitale Wandel die öffentliche Diskussion in der Mediendemokratie verändert. Unsere leicht zynische Einschätzung ...

Fließende Grenzen
Zunächst erfahren wir, dass die Grenzen zwischen Werbung, PR, und Propaganda fließend sind. Die hat nach Meinung der Autoren natürlich damit zu tun, Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die Selbständigkeit mit der das Internet inzwischen zur Massenverbreitung genutzt werden kann, ein Selbstgänger und wenig steuerbar ist. Wenn der IS Videos von Enthauptungen durch die Netze der Welt verbreiten und damit seine bizarren „Messages“ eines Gottesstaates verbreiten kann, wird diese Form der Propaganda nur noch dadurch getoppt, indem sie vermutlich wohlmeinende Journalisten aufgreifen und ihrerseits verbreiten. Im perversen Sinne ausgedrückt, betreibt der IS somit eine sehr effektive Öffentlichkeitsarbeit. Wir halten an dieser Stelle fest: Ja, die Grenzen zwischen Werbung, PR und Propaganda sind im Zeitalter des Internet fließend und insbesondere schwer zu durchschauen. Aber neu ist das nicht.

Überlebenskampf des Qualitätsjournalismus
In ihrem Artikel (Beitrag im Buch) verleiht „Cicero“-Redakteurin Petra Sorge ihrem Unmut Ausdruck, dass es keine Diskussion über Qualitätsjournalismus geben sollte, sondern eine solche über geeignete Bezahlsysteme. Endlich mal jemand, der das Problem auf den Punkt bringt. In Anbetracht zurückgehender Werbeeinnahmen sollte die Frage erlaubt sein, wie die Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen an der Informations- und Wissenschaftsgesellschaft aussehen könnte, will man den Qualitätsjournalismus retten. Schafft man dies nämlich nicht, wird die deutsche Presse über kurz oder lang der italienischen Bunga-Bunga-Presse ähneln, deren intellektueller Nährwert sich meistenteils nur noch durch ein Elektronenmikroskop messen lässt.

„Like-Journalismus“

Ist der „Like-Journalismus“ die Alternative? Also die Abkehr vom neutral informierenden Journalismus zum moralisierenden Belehrungsjournalismus, der versucht, Meinung zu machen. In seinen nur dreieinhalb Seiten umfassenden Beitrag kritisiert der ehemalige PR-Berater, Kolumnist und u.a. Wirtschaftswoche-Chefredakteur genau diese Entwicklung. Dies verwundert natürlich ein wenig, scheinen doch die Wirtschaftswoche Online-Seiten (schon zu seiner Chefredaktionszeit) genau dieses System mit Bravour ausgelebt zu haben (und bis heute auszuleben). Wir fragen und an der Stelle, ob er mit seinen eigenen Internetseiten einen kleinen Eindruck dessen vermitteln will, was in Zukunft im Zusammenhang mit Journalismus ebenfalls verstanden werden soll. Denn in Tichys privatem Job (http://tichys-schaufenster.de) bietet er - „nicht nur für Männer“ – seine persönlichen Empfehlungen an. Vom Taschenkamm aus Horn – bis zu Haarwuchsaktivierungstropfen. Das ist kein Witz, sollten Sie das annehmen.

Donnerstag, 11. August 2016

Google-Nutzung revolutioniert sich ständig

Vergangene Woche erhielten wir die Bitte, für ein Interview einer Universität zur Verfügung zu stehen. Es ging um die Frage des Verbraucherverhaltens von Google-Nutzern und die von der größten Suchmaschine dahinterstehenden Strategie. Erstaunlich war, dass selbst internetaffine Studenten offenbar keine Ahnung haben, wie schnell sich Abläufe im Web, genauer gesagt bei der kommerziellen Nutzung des Web verändern.

Suchmaschine Google?
Für Studenten ist Google eine Suchmaschine, die unabhängig, abhängig vom Verbraucherinteresse, Treffer vorgibt. Soweit die Theorie. Wie es denn sein kann, dass Goggle ein Milliardenkonzern ist, der mit Informationen Geld verdient, löste Unsicherheit aus. Schnell war klar: Wer darüber entscheidet, was bei einer Suche gefunden wird, der kann im Zweifel auch entscheiden, ob sich dieser Treffen zufällig (aus dem Nutzerverhalten heraus) ergibt oder eben vorgegeben wird. Wir haben bewusst nicht das Wort manipuliert genutzt. Es war auch so jedem klar, um was es geht.  

Doppeltes Spiel
Noch mehr Staunen erzeugte der Hinweis, dass Google inzwischen nicht nur Anzeigenplätze verknappt, sondern offensichtlich vormals gute Anzeigenplätze für eigene Produktplatzierungen nutzt. Google nimmt also im Zweifel nicht nur Anzeigengeld ein, um mal beim traditionellen Bild zu bleiben, es produziert auch eigenen Umsatz mit ausgewählten Partnern und lässt sich hierfür – nach Insiderinformationen – umsatzabhängig bezahlen. Damit tritt Google in den direkten Wettbewerb zu seinen eigenen Anzeigenkunden. Nur, dass es eben bestimmen kann, was gefunden wird und was nicht. Dass sich dieses Spiel inzwischen nur noch die Großen leisten können, also die bekannten Online-Vermarkter, verstanden die Journalisten schnell.

Moralische Integrität
Ein sensibler Punkt war dabei die Frage, ob denn eine derartige Vorgehensweise moralisch integer ist. Die gleiche Frage könnte man stellen, wenn deutsche Großbanken in Drittweltländern Produktionsbedingungen unterstützen, die jährlich Tausende Menschen sterben lassen. „Beim Geld hört die Freundschaft auf“ lautet ein altes deutsches Sprichwort. Es ist nur die Frage, ob sich die Unternehmen der Welt, die inzwischen alle darauf setzen, dass man sie bei Google findet, überhaupt noch leisten können, die Vorgehensweise des weltweit größten Suchmaschinenbetreibers in Frage zu stellen.