Deutschland geht es wirtschaftlich besser als
je zuvor, so Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Wahlwerbespot. In Deutschland
muss es gerechter zugehen, kontert Herausforderer Peer Steinbrück. An beiden
Aussagen ist Wahrheit dran, Strategen haben sie vermutlich auch daher gewählt.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Deutschland im europäischen Umfeld
glänzt, dass es aber auch immer mehr Menschen gibt, die mit immer weniger
zufrieden sein müssen. Die offenkundige Wahlverdrossenheit kann also nicht
(nur) daran hängen, dass es den Menschen zu gut geht. Neben Werbespots „geh
wählen!“ hat der Donaukurier pro und contra zur Frage „wählen gehen?“
aufgearbeitet (Link: http://www.donaukurier.de/themen/blog/leserthemen/weitere_themen/Wahlverdrossenheit;art95748,1939213).
„Schaut man den Bürgern wie es immer so schön umgangssprachlich auf’s Maul, so
steht hinter dem geringen Wahlinteresse eher die Verdrossenheit der Bürger,
ohnehin nichts ändern zu können“, meint Michael Oehme, Consultant der CapitalPR
AG. Und das habe nach seiner Einschätzung am ehesten etwas damit zu tun, dass
viele im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Euro und der möglichen
Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation des Landes sehr verunsichert
sind. Wie Studien dabei belegen, geht ein nicht unerheblicher Teil der
Gesellschaft – also der potentiellen Wähler – zudem davon aus, dass die Politik
ihnen sowieso nicht die Wahrheit erzählt. Beispielsweise bei der Frage, wie
denn der Euro zu retten sei – ein Thema, zu der sich zwar eine eigene Partei
„Alternative für Deutschland“ (Link: https://www.alternativefuer.de) gegründet hat, vor der die
sogenannten etablierten Parteien jedoch zumindest kurzfristig keine Gefahr
ausgehen sehen, denn so schnell werden sich die Mehrheitsverhältnisse nicht
verändern. Daher grenzt man dieses Thema aus. Auch „Die Grünen“ nutzen
offensichtlich ihre Chance nicht, Kritik an der bisherigen Umweltpolitik im
ausreichenden Maße zu üben. Anderenfalls hätten sie die Kanzlerin mit
entsprechendem politischen Druck viel früher aufgefordert, sie solle sich zur
Frage der Zukunft der Erneuerbaren Energien bzw. zum Verbot von Fracking (Link:
http://www.theeuropean.de/oliver-krischer/5936-regierungsentwurf-zum-fracking-in-deutschland) äußern. Derzeit verspielt die Bundesrepublik im Bereich Erneuerbarer
Energien seine weltweite Vormachtstellung und die Androhung, man werde nach der
Wahl über eine höhere Belastung der Erzeuger entscheiden müssen, trägt nicht
gerade zum Vertrauen bei. Das gleiche gilt für die Entscheidung hinsichtlich
des umweltbelastenden Fracking – auch hier: eine Entscheidung erst nach der
Wahl.
Zumindest den Menschen, denen
diese Themen bewusst sind, ist auch klar, warum die Entscheidungen erst nach
der Wahl getroffen werden sollen. Und so muss man sich nicht wundern, dass
fehlendes Vertrauen in die Politik der Hauptauslöser für die Wahlverdrossenheit
in Deutschland sein dürfte. „Mittelständische Unternehmen, wie wir sie
betreuen, sehen jedenfalls keine Impulse durch die Wirtschaft. Sie gehen ihren
Weg – gleich wie bunt die Regierung nach dem kommenden Wochenende aussehen
wird“, so der Berater Michael Oehme.
Michael Oehme, Dipl. Betriebswirt (FH) hat sich nach Führungsfunktionen im öffentlichen Dienst und bei einem Bertelsmann-Unternehmen 1996 als Werbe- und Kommunikationsberater (Spezialisierung Finanzsektor) selbständig gemacht. Er war zudem über mehrere Jahre Chefredakteur des Fachmagazins Finanzwelt sowie Alleinvorstand des Verbands Deutscher Medienfonds. Als Journalist und Fachbuchautor arbeitet er zudem für mehrere Medien. Bei Veranstaltungen ist er ein gefragter Referent und Moderator.
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Laut Herrn Oehme wollen viele menschen nicht mehr zur Wahl. Ich kann das gut verstehen. Versprochen wird viel, gehalten wird nichts. Gerade jetzt zum Koallitionsvertrag wird es doch wieder mehr als deutlich, frei nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" Wir brauchen das Schweizer System, in dem jede wichtige Frage vom Volk entschieden wird und die Staatsdiener dem Staat dienen, und der Stadt gehört den Bürgern.
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