Mittwoch, 27. Februar 2013

Michael Oehme: "FAZ" übernimmt "FR"


Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darf den früheren Wettbewerber, die inzwischen insolvente "Frankfurter Rundschau", übernehmen. Es werden allerdings nur eine Handvoll Beschäftigte übernommen.
Nach Angaben der Insolvenzverwaltung soll der Kaufvertrag bereits am Donnerstag unterzeichnet werden.
Allerdings müssen die weitaus meisten Mitarbeiter des Verlags gehen. Die "FAZ" übernimmt in ihrem bislang bekannten Konzept nur 28 Beschäftigte der Redaktion. Hunderte "FR"-Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Im vergangenen Jahr waren rund 500 Mitarbeiter bei Zeitung und Verlag beschäftigt. Das Bundeskartellamt hatte geprüft, ob der "FR"-Marktanteil bei einem Verschwinden vom Markt ohnehin an die "FAZ" fallen würde und ob es einen ernsthaften alternativen Käufer für das Traditionsblatt gibt.

"Wir haben hier eine sogenannte Sanierungsfusion geprüft und im Ergebnis bejaht", sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.
Hätten die Kartellwächter das Angebot der "FAZ" abgelehnt, wäre nach Angaben der Insolvenzverwaltung bereits dem 1. März keine Ausgabe der "FR" mehr erscheinen. Nach jahrelanger Krise hatte die "FR" aufgrund der hohen Verluste im vergangenen November Insolvenz angemeldet.

Dienstag, 26. Februar 2013

Michael Oehme: NPD-Verbot "auf eigene Faust"


Innenminister Hans-Peter Friedrich will, dass die Bundesregierung sich an dem NPD-Verbotsverfahren beteiligt "Ich gehe davon aus, dass wir keine andere Möglichkeit haben, als selber einen Antrag zu stellen", sagte Friedrich am Montagabend nach Angaben von Teilnehmern bei einer Sitzung der CSU-Landesgruppe in Berlin. Laut Friedrich ist ein Antrag der Bundesregierung notwendig, um die Bundesländer zu unterstützen. "Die Länder können das Verfahren ohne uns nicht zum Erfolg führen", sagte er. Hintergrund ist, dass die Regierung in hohem Umfang an der Materialsammlung über die NPD beteiligt ist. Zudem verfügt das Innenministerium über die juristische Expertise. Der Bundesrat hatte Mitte Dezember einen neuen Anlauf für ein NPD-Verbotsverfahren beschlossen. In der Bundesregierung gibt es dagegen große Bedenken. Als Risiko gilt nicht nur die Entscheidung der Verfassungsrichter, sondern auch eine spätere Überprüfung des Urteils durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ein erneutes Scheitern eines NPD-Verbotsantrages wäre ein Desaster für die Demokratie und ein Triumph für die Rechtsextremen.

Montag, 25. Februar 2013

Michael Oehme: Kardinal O'Brien tritt zurück





Der Erzbischof von Edinburgh tritt unter dem Druck von Vorwürfen "unangemessenen"
Verhaltens zurück.
Der Vatikan bestätigt den Rücktritt des Kardinals. Die Vorwürfe wegen Missbrauch wiegen schwer. Vier Priesteramtskandidaten soll O'Brien in den 80-er Jahren missbraucht bzw. sexuell belästigt haben.Mehrere Priester erhoben einem Zeitungsbericht zufolge schwere Vorwürfe gegen O’Brien. Dieser habe bei diversen nächtlichen Aktivitäten „unangemessenes Verhalten“ an den Tag gelegt, berichtete die Sonntagszeitung „The Observer“ über eine angebliche Beschwerde an den Vatikan.

O’Brien zählte bislang zu den 117 Kardinälen, die an der Wahl eines neuen Papstes nach der Rücktrittsankündigung Papst Benedikts teilnehmen sollten. Er erklärte nun aber, er werde nicht an dem Konklave zur Papstwahl teilnehmen. Damit wird kein britischer Geistlicher dem Konklave angehören.


Freitag, 22. Februar 2013

Michael Oehme: Effektive Therapie gegen AIDS


Die antivirale HIV-Therapie in Südafrika zeigt Wirkung. Zwei Studien zufolge steckten sich in einer untersuchten Region des Landes weniger Menschen mit dem Aids-Erreger an, nachdem dort sogenannte ART Kombinationstherapie deutlich ausgeweitet worden war. Gleichzeitig sei die Lebenserwartung der Infizierten erheblich gestiegen.

Jacob Bor von der Universität von KwaZulu-Natal und seine Mitarbeiter hatten untersucht, wie sich die Lebenserwartung von mehr als 100.000 Bewohnern in einer ländlichen Region der Provinz KwaZulu-Natal in den Jahren zwischen 2000 und 2011 veränderte. Dort sind viele Menschen mit dem Aids-Erreger infiziert. 2004 wurde dort von der Südafrikanischen Regierung mit Unterstützung eines US-amerikanischen Aids-Nothilfe-Programms die ART Therapie eingeführt. Insgesamt seien bis zum Ende der Studie schätzungsweise 10,8 Millionen US-Dollar in das Programm investiert worden. Pro Patient müssten jährlich zwischen 500 und 900 US-Dollar bereitgestellt werden.

Die Lebenserwartung der Bewohner stieg um mehr als 11 Jahre an, berichten die Forscher. Konnte ein 15-Jähriger 2003 damit rechnen, ein Alter von gerade mal 49,2 Jahren zu erreichen, stieg die mittlere Lebenserwartung im Jahr 2011 auf 60,5 Jahre. Das Infektionsrisiko nahm deutlich ab. Eine Ausweitung des ART-Programms in Sub-Sahara Afrika würde erheblich dazu beitragen, die Zahl der sexuell übertragenen HIV-Infektionen bis 2015 zu halbieren.

By VL/ Michael Oehme

Donnerstag, 21. Februar 2013

Michael Oehme: Überrraschende Neuigkeiten im Fall Pistorius



Der Fall um Oscar Pistorius und deren Mord an seiner Freundin nimmt eine überraschende Wende. So steht nun der Chef-Ermittler selbst unter Verdacht des versuchten Mordes. Oskar Pistorius sei noch in einem „Schockzustand“, sagte der Onkel Arnold Pistorius in einem Fernsehinterview. Oscar sei tieftraurig, dass er selbst es war, der seine Liebe umgebracht habe. Er werde sicher lange brauchen, um damit fertig zu werden. „Oscar wird das überleben. Es wird hart werden, weiter zu machen, aber er ist einer, der überlebt.“

Am Donnerstag begann vor dem Magistratsgericht in Pretoria der dritte Verhandlungstag über eine mögliche Freilassung von Pistorius gegen Kaution. Die Verteidigung glaubt, dass es schon allein wegen mancher Ermittlungsmängel keine Belege für einen „vorsätzlichen Mord“ gebe. Staatsanwaltschaft und Polizei sind strikt gegen eine Freilassung des Paralympics-Stars. Der 26 Jahre alte Pistorius sagte, er habe seine Freundin aus Versehen erschossen, weil er glaubte, im Badezimmer befinde sich ein Einbrecher.
  
Derweil gab es eine überraschende Wende im Mordprozess: Der leitende Polizeiermittler Hilton Botha steht selbst unter dem Verdacht des versuchten Mordes. Die Polizei in Pretoria bestätigte am Donnerstag, dass gegen Botha wegen siebenfachen versuchten Mordes ermittelt werde. Botha spielte am Mittwoch bei der Gerichtsanhörung im Fall Pistorius eine zentrale Rolle. Vor dem Magistratsgericht in der südafrikanischen Hauptstadt wandte er sich wie die Staatsanwaltschaft entschieden gegen eine Freilassung von Pistorius auf Kaution.  

 By VL/ Michael Oehme

Mittwoch, 20. Februar 2013

Michael Oehme: Wird Peter Turkson der neue Papst?



Kardinal Peter Turkson aus Ghana gilt als Topfavorit auf die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. Turkson stammt aus Wassaw Nsuta im Westen Ghanas und wäre der erste dunkelhäutige Papst. Seine Bereitschaft, das Amt eines Tages zu übernehmen, hat der 64-Jährige schon vor vier Jahren während einer Pressekonferenz signalisiert.

"Wenn ich zum Papst gewählt werden würde, käme das sicher mit einer Menge (persönlicher) Veränderungen einher", sagte er in der vergangenen Woche. Es gelte, einen eigenen Stil der Amtsführung zu finden. "Man darf nicht versuchen, in die Fußstapfen von jemand anderem zu treten, sondern man muss seine eigenen hinterlassen."

Turkson ist der Sohn eines Schreiners und einer Gemüseverkäuferin repräsentiert mit Afrika den Kontinent, auf dem die katholische Kirche in den vergangenen Jahren großes Wachstum verzeichnete. Nach dem Besuch einer katholischen Schule studierte er Theologie in New York und finanzierte seinen Lebensunterhalt als Putzmann in einer Bank. Danach predigte er einige Jahre in Ghana, wurde aber schon bald nach Rom berufen, wo er rasch in der Hierarchie des Vatikans stieg. Er spricht sechs Sprachen, gilt als glänzender Netzwerker im Vatikan und hat dank zahlreicher Reisen als Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden internationales Profil. Auch sein im Vergleich zu anderen Kandidaten junges Alter spricht für ihn.

By VL/ Michael Oehme

Montag, 18. Februar 2013

Michael Oehme: Von geschlossenen Fonds und vermeintlichen Fehlinvestitionen


Das Jahr 2013 könnte durchaus als Wendepunkt in der Geschichte des Vertriebs von geschlossenen Fonds eingehen. Während die Emittenten auf der einen Seite die Vorgaben der AIFM-Richtlinie in ihren Geschäftsbetrieb einbauen müssen und hierbei - zumindest bislang - noch keine absolut klaren Vorgaben haben, stellt sich der Vertrieb die Frage, was denn nun alles berücksichtigt werden muss, um die Voraussetzungen des Paragrafen 34f der Gewerbeordnung zu erfüllen. Und hier wie da verspürt man eine regelrechte Agonie, könnte fast meinen, da seien unerfüllbare Voraussetzungen geschaffen worden. Das ist aber nicht der Fall. 
Dank einer Initiative von kapital markt-intern mit einer handverlesenen Gruppe von Initiatoren wurde AIFM so angepasst, dass vermutlich jeder Emittent damit leben kann. Und hat die Branche bislang davon gelebt, dass Anbieter ihre eigenen gelebten Ideen am Kapitalmarkt re-finanzieren konnten, was sehr viel Innovation in den Markt gebracht hat, dürfte dies auch künftig der Fall sein. Selbst dann, wenn die eigene Kapitalkraft zunächst fehlt, um AIFM zu erfüllen. Was spricht denn dagegen, wenn sich "gestandene" Emissionshäuser zu Trüffelschweinen interessanter Ideen entwickeln, wenn diese doch offenbar den Zeitgeist treffen. Und was spricht dagegen, wenn diese Häuser den Ideengebern zur Seite stehen, wenn es um die Realisierung am Kapitalmarkt geht. Wer sein Asset beherrscht, muss ja nicht gleichzeitig die Kapital- bzw. Finanzierungsseite abdecken. Bei Investmentfonds werden derartige Trennungen schon seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt. Ansätze diesbezüglich sind bereits erkennbar. Und der Vertrieb? Rund dreißig Prozent des Ergebnisses von geschlossenen Fonds bestimmen inzwischen institutionelle Investoren. Ist das ein Zeichen für oder gegen die Qualität von geschlossenen Fonds? Eine rhetorische Frage, ich weiß. Offenbar meinen einige Vermittler oder Berater am Markt, dass geschlossene Fonds nicht mehr zu verkaufen sind. Warum eigentlich? Natürlich gibt es viele Anleger, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Aber die gibt es auch bei Aktien und die größte Kapitalvernichtung findet definitiv bei Kapitallebensversicherungen statt. Aktien haben im vergangenen Jahr einen regelrechten Hype erlebt. Und Kapitallebensversicherungen werden immer noch in einem – zumindest im Verhältnis zu geschlossenen Fonds – Umfang verkauft, der staunen lässt. 
Mit dem 34f werden nun an die Vermittler von geschlossenen Fonds die gleichen Voraussetzungen gestellt, wie sie beispielsweise im Vertrieb von Wertpapieren gelten. Die Verkäufer sind gut beraten, sich dieser Situation anzunehmen. Wer nach 34f berät, muss die Hosen runterlassen. Und er muss sich ernsthaft mit dem Kunden beschäftigen. Das ist auch gut so und hat gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt, dass der Kunde nachweisbar über die Risiken aufgeklärt wird. Geschlossen Fonds sind kein Produkt für Menschen, für die Kapitalerhalt im Vordergrund steht. Für diese Menschen gibt es Fest- oder Tagesgeld. Damit kommen aber viele Kunden nicht weiter. Viele Menschen wollen eben zurecht mehr probieren. Auch eine Wohnung kann ein Fehlgriff sein, wenn man sie zu teuer erwirbt, wenn sie am falschen Ort steht oder wenn die Mieter monatelang nicht zahlen und nur mit Klage aus der Wohnung gebracht werden können. Auch eine vermietete Wohnung als Kapitalanlage kann also risikoreich sein. Und dennoch ist es eine sinnvolle Alternative, die derzeit offenbar bei Investoren eine regelrechte Renaissance erlebt. 
Zusammenfassend: Geschlossene Fonds haben ihre Existenzberechtigung da sie in Jahrzehnten gezeigt haben, dass sie performen können – aber nicht müssen. Die größten Probleme der letzten Jahre entstanden dabei durch zwei Effekte, die nachdenklich machen sollten: Zum einen durch Steuervorteile, die teilweise entweder in die Anteilsscheine hineingerechnet (was zu Verzerrungen führte) oder die nachträglich aberkannt wurden. Schon der inzwischen über 70jährige Trainer Axel Bertling sagte hierzu schon vor 20 Jahren: Investiere niemals in subventionierte Märkte! Das andere Thema ist eigentlich noch perfider: Während sich die Banken über Jahrzehnte die Taschen mit Fremdfinanzierungen (auf Fonds- oder Anlegerebene) voll machten, ziehen sie sich nun reihenweise aus dem Markt zurück und sorgen so für die größte Welle an Fondsinsolvenzen am Markt. Geschlossene Fonds sollten sich also nur Emittenten und Zeichner leisten, die auch ohne Bank klarkommen. 

By Michael Oehme

Freitag, 15. Februar 2013

Michael Oehme: Weitere Meteoriteneinschläge möglich


Noch nie wurde die Zivilisation so stark von einem Meteoriten getroffen wie Russland: Nachdem ein Meteorit über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodiert ist, schrammt heute der kosmische Fels "2012 DA 14" knapp 30.000 Kilometer an der Erde vorbei.

Wie Feuerbälle regneten Gesteinsbrocken auf Russland nieder und verletzten mehrere hundert Menschen. Die Druckwelle der Meteoriten zerstörte Fensterscheiben in der Region, die weiße Rauchwolke am Horizont war 200 Kilometer weit zu sehen.

Womöglich aber drohen weitere Einschläge, meint Mario Trieloff von der Universität Heidelberg. "Vielleicht erlebt die Erde einen Meteoritenschauer", sagt der Experte. Weitere kleine Treffer aus dem All, die höchstwahrscheinlich unbewohntes Gebiet treffen würden, seien möglich. Manche Meteoriten reisen zu zweit oder in Gruppen durchs All. Viele zerbrechen auch beim Anflug auf die Erde - wie nun jener über Russland. Wahrscheinlich sei jedenfalls, dass in der betroffenen Region weitere Bruchstücke niedergegangen sind, sagt Trieloff.

Die Wahrscheinlichkeit, dass grundsätzlich auch in Deutschland kosmische Geschosse einschlagen, sei laut Experten genauso groß wie im Fall Zentral-Russland.

By VL/ Michael Oehme

Donnerstag, 14. Februar 2013

Michael Oehme: Pferdefleischskandal galoppiert durch Europa


Im Skandal um falsch deklarierte und mit Pferdefleisch versetzte Rindfleischprodukte sind in Großbritannien insgesamt drei Männer festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, Lebensmittelbetrug begangen zu haben. Zwei der drei Verdächtigen seien in einem Fleischverarbeitungsbetrieb in Südwest-Wales festgenommen worden. Es handele sich um zwei Männer im Alter von 42 und 64 Jahren. Der dritte Mann im Alter von 63 Jahren sei in einem Fleischbetrieb in der englischen Grafschaft West Yorkshire festgenommen worden, berichtet die Polizei. Beide Betriebe waren am vergangenen Dienstag bereits bei einer Razzia von der Polizei durchsucht worden. Sowohl Fleisch als auch Papiere wurden sichergestellt. Die britische Lebensmittelaufsicht FSA legte den Betrieb vorübergehend lahm.

Die französische Firma Spanghero wusste nach Angaben der Regierung in Paris, dass sie Pferdefleisch als Rindfleisch verkaufte. Supermarktketten in Deutschland nahmen möglicherweise falsch deklarierte Produkte teils bereits vergangene Woche aus dem Verkauf, ohne dies zunächst mitzuteilen.
Spanghero habe sich eines "Wirtschaftsbetruges" schuldig gemacht und werde zur Verantwortung gezogen werden, sagte der französische Verbraucherminister Benoît Hamon. Der Firma in Südwestfrankreich wurde mit sofortiger Wirkung die Zulassung zur Fleischverarbeitung entzogen.

Der europaweite Skandal um Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten, das als Rindfleisch etikettiert worden war, hatte am Mittwoch auch Deutschland erreicht. In Lasagne-Produkten wurden Anteile von Pferdefleisch gefunden. Spanghero hatte das Fleisch aus Rumänien bezogen und die französische Firma Comigel in Metz beliefert, die europaweit zahlreiche Fertigprodukte verkauft.

Nach der Metro-Tochter Real entdeckte auch die Supermarktkette Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten, die eigentlich nur Rind enthalten sollten. Kaiser's Tengelmann rechnet für diesen Freitag mit Ergebnissen der Analysen für die aus dem Verkauf genommene A&P-Tiefkühllasagne.

By VL/ Michael Oehme

Montag, 11. Februar 2013

Michael Oehme: Tunesien trauert um Belaïd

 
Zehntausende Tunesier haben am Freitag beim Begräbnis des ermordeten Oppositionspolitikers Chokri Belaïd gegen die islamistische Regierung demonstriert. Sie strömten auf einem Friedhof der Hauptstadt Tunis zusammen und protestierten lautstark gegen die Regierung. Die Menschen trugen Bilder Belaïds und machten in Sprechchören die regierenden Islamisten für dessen Tod verantwortlich.

Über der Trauergemeinde kreisten Militärhubschrauber. Hunderte Polizisten hielten sich in der Habib-Bourghiba-Avenue in Tunis bereit. Laut der Nachrichtenagentur Reuters kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Trauernden. Zunächst feuerten die Sicherheitskräfte demnach in die Luft, um Jugendliche auseinanderzutreiben, die Autos demolierten, dann setzten sie Tränengas ein. Gleichzeitig legte ein Generalstreik die Stadt weitgehend lahm. Die meisten Flüge nach Tunesien wurden gestrichen.

Der 48-jährige Oppositionelle Belaïd war am Mittwoch ermordet worden. Seine Anhänger unterstellen der regierenden islamistischen Ennahda-Partei, in das Attentat verwickelt zu sein. Tunesische Medien berichteten von Übergriffen gegen Ennahda-Büros in mehreren Städten des Landes. Das Innenministerium mahnte die Menschen zur Ruhe.

 

Die Regierung entsandte die Armee, um bei der Trauerprozession für Sicherheit zu sorgen. Im Gegensatz zur verhassten tunesischen Polizei gilt das Militär noch als relativ respektierte Institution.
Nach dem Attentat vom Mittwoch hatte Ministerpräsident Hamadi Jebali die Bildung einer überparteilichen Expertenregierung und die Vorbereitung von Neuwahlen angekündigt. Doch seine eigene Partei ist dagegen.

2011 war Tunesien Ausgangspunkt des arabischen Frühlings gewesen. Der Übergang zur Demokratie gestaltet sich jedoch schwierig. Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden. Politisch sind die islamischen und die weltlichen Parteien zerstritten. Chokri Belaïd war ein strahlendes Vorbild für junge arabische Demokraten.
By VL/ Michael Oehme

Freitag, 8. Februar 2013

Michael Oehme: Der gefallene Rad-Star


Seit der Dopingbeichte von Lance Armstrong  liegen seine Sympathiewerte ganz unten. Nach lebenslanger Sperre und Aberkennung seiner Titel droht dem gefallenen Rad-Star  jetzt auch eine Haftstrafe.

 
Der einstige Held Armstrong, der den Krebs besiegt und dann siebenmal  die Tour-de-France gewonnen hat,   wurde vom Magazin "Forbes" zum unbeliebtestes Sportler der USA gewählt . Im Interview mit  Oprah Winfrey hatte Armstrong die jahrelange Einnahme von leistungssteigernden Substanzen ein, u. a. für die Zeit all seiner Tour-de-France-Siege, bestätigt. Er habe das Image des gesamten Radsports und der Tour de France geschädigt, hieß es nach der Show.

Der US-Fernsehsender ABC berichtet unter Berufung auf eine "hochrangige Justizquelle", die Bundesanwaltschaft untersuche, ob Lance Armstrong  Zeugen beeinflusst oder sogar bedroht und eingeschüchtert und dabei absichtlich die Justiz behindert habe. Zusätzlich droht Armstrong ein Verfahren wegen Meineids.

Aus Sicht von Staatsanwalt Andre Birotte, der 2012 ein Betrugsverfahren gegen den 41-Jährigen nach zweijährigen Ermittlungen überraschend eingestellt hatte, ergibt sich durch die Ereignisse der letzten Monate "keine neue Situation", die ein weiteres Verfahren nötig mache. Allerdings hieß es bei ABC, Birotte spreche "nicht für den gesamten Justizapparat". Birotte  wurde seitdem scharf kritisiert, weil es hieß, die Behörde beschütze ihren großen Sporthelden und sei nicht an einer umfassenden Aufklärung der Causa Armstrong interessiert.

Armstrong erhielt von der US-Anti-Doping-Agentur Usada Fristverschiebung bis zum 20. Februar, um unter Eid noch offene Fragen zu beantworten. 

Es ist kein Ende der Klagewelle in Sicht: wegen Meineids könnte Armstrong belangt werden, weil er 2005 unter Eid ausgesagt hatte, er habe nicht gedopt. Diese Erklärung gab Armstrong damals im Zuge des von ihm gewonnenen Prozesses gegen die Versicherungsgesellschaft SCA Promotions ab. Das Unternehmen hatte Armstrong von 2002 bis 2005 hohe Bonuszahlungen für die Siege bei der Tour de France gewährt und wollte diese nach massiven Dopinganklagen gegen den Radsport-Star zurück haben. SCA unterlag vor sieben Jahren und fordert nun erneut rund 12 Millionen Dollar von Armstrong.

By VL/ Michael Oehme

Donnerstag, 7. Februar 2013

VGF Summit 2013: Für viele das Gefühl von „Sag zum Abschied leise Servus“?


Es waren sicher nicht nur die deprimierenden Zahlen, immerhin musste die Branche der geschlossenen Fonds nochmals einen Verlust von 23 Prozent hinnehmen (platziertes Eigenkapital 4,5 Milliarden Euro, davon alleine durch institutionelle Investoren 1,36 Milliarden), die den diesjährigen VGF Summit zum Trauerspiel machten. Wenn der Geschäftsführer einen Kongress sinngemäß mit den Worten einleitet, „Es ist das letzte Mal, dass wir uns in dieser Art treffen“, dann mag man das als rhetorischen Ausrutscher definieren, denn gemeint war sicher: „Ab dem kommenden Jahr sind wir ein Teil des Gesamtmarktes der regulierten Produkte mit den gleichen Chancen.“ Aber es zeigt die Grundstimmung auf. Und wenn der Chef einer der wichtigsten Analysehäuser im Beisein der Politik konstatiert, mindestens drei der ersten zehn Anbieter würde er sicher nicht zeichnen, dann ist das alles andere als konstruktiv. Der Markt der geschlossenen Fonds hat sich komplett verändert. Das war aber auch schon vorher klar. Die Verunsicherung ist verständlich. Und die vielleicht wirklich 1.000 Besucher zeigten zumindest ein großes Interesse an der Zukunft. Die Vorträge, gerade aus den Reihen der Anwälte, teilweise brillant, da sie gute Ratschläge gegeben haben, wie man schnellstmöglich agieren sollte. Und sie haben gezeigt, dass die Emissionshäuser jetzt Investmentgesellschaften werden. Was sollte daran verkehrt sein? Der Vertrieb blieb dem VGF Summit jedenfalls größtenteils fern. Depressionen – mit Verlaub – können sich nur Anbieter erlauben. Und auch sonst waren es eher die üblichen Anbieter aus dem Bankenlager, die dominierten. Sie sind ja auch die Gewinner, zumindest relativ betrachtet, wenn man sich die Zahlen ansieht. Deren Anleger kommen ja zudem immer mehr aus dem institutionellen Lager. Und der Verband? Kommt alles so, wonach es aussieht, dann dürften sich die Anbieter vermutlich künftig fragen, in welchen Verband sie gehen. Immobilienunternehmen dürften den ZIA bevorzugen, der zeitgleich seinen Jahresauftakt „Quo Vadis“ in Berlin hatte und immer mit einer ganzen Armada hochkarätiger Politik glänzen kann. Andere könnten sich in Richtung BVI orientieren und wären damit die Vergangenheit der ach so gescholtenen Graumarkfonds los. Vom VGF erfährt man, man erwäge eine Umorientierung, in welche Richtung sei noch nicht so ganz klar. Diese Stimmung hat sich im VGF Summit gespiegelt: Wo die Reise hingehen könnte, wurde wirklich nicht deutlich. Und diese fehlende Unterstützung war denn auch zu spüren.
 
By Michael Oehme