Wer getrost Bekanntes lesen möchte, sollte sich das Büchlein (61 Seiten)
„Medienumbruch und Öffentlichkeitsarbeit“ zulegen. Es setzt sich unter anderem
mit der Frage auseinander, inwiefern der digitale Wandel die öffentliche
Diskussion in der Mediendemokratie verändert. Unsere leicht zynische
Einschätzung ...
Fließende Grenzen
Zunächst erfahren wir, dass die Grenzen zwischen Werbung, PR, und
Propaganda fließend sind. Die hat nach Meinung der Autoren natürlich damit zu
tun, Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die Selbständigkeit mit der das
Internet inzwischen zur Massenverbreitung genutzt werden kann, ein Selbstgänger
und wenig steuerbar ist. Wenn der IS Videos von Enthauptungen durch die Netze
der Welt verbreiten und damit seine bizarren „Messages“ eines Gottesstaates
verbreiten kann, wird diese Form der Propaganda nur noch dadurch getoppt, indem
sie vermutlich wohlmeinende Journalisten aufgreifen und ihrerseits
verbreiten. Im perversen Sinne ausgedrückt, betreibt der IS somit eine sehr
effektive Öffentlichkeitsarbeit. Wir halten an dieser Stelle fest: Ja, die
Grenzen zwischen Werbung, PR und Propaganda sind im Zeitalter des Internet
fließend und insbesondere schwer zu durchschauen. Aber neu ist das nicht.
Überlebenskampf des Qualitätsjournalismus
In ihrem Artikel (Beitrag im Buch) verleiht „Cicero“-Redakteurin Petra
Sorge ihrem Unmut Ausdruck, dass es keine Diskussion über Qualitätsjournalismus
geben sollte, sondern eine solche über geeignete Bezahlsysteme. Endlich mal
jemand, der das Problem auf den Punkt bringt. In Anbetracht zurückgehender
Werbeeinnahmen sollte die Frage erlaubt sein, wie die Beteiligung
gesellschaftlicher Gruppen an der Informations- und Wissenschaftsgesellschaft
aussehen könnte, will man den Qualitätsjournalismus retten. Schafft man dies
nämlich nicht, wird die deutsche Presse über kurz oder lang der italienischen
Bunga-Bunga-Presse ähneln, deren intellektueller Nährwert sich meistenteils nur
noch durch ein Elektronenmikroskop messen lässt.
„Like-Journalismus“
Ist der „Like-Journalismus“ die Alternative? Also die Abkehr vom neutral
informierenden Journalismus zum moralisierenden Belehrungsjournalismus, der
versucht, Meinung zu machen. In seinen nur dreieinhalb Seiten umfassenden Beitrag
kritisiert der ehemalige PR-Berater, Kolumnist und u.a.
Wirtschaftswoche-Chefredakteur genau diese Entwicklung. Dies verwundert
natürlich ein wenig, scheinen doch die Wirtschaftswoche Online-Seiten (schon zu
seiner Chefredaktionszeit) genau dieses System mit Bravour ausgelebt zu haben
(und bis heute auszuleben). Wir fragen und an der Stelle, ob er mit seinen
eigenen Internetseiten einen kleinen Eindruck dessen vermitteln will, was in
Zukunft im Zusammenhang mit Journalismus ebenfalls verstanden werden soll. Denn
in Tichys privatem Job (http://tichys-schaufenster.de)
bietet er - „nicht nur für Männer“ – seine persönlichen Empfehlungen an. Vom
Taschenkamm aus Horn – bis zu Haarwuchsaktivierungstropfen. Das ist kein Witz,
sollten Sie das annehmen.
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