Beim Kauf von Schweine- und
Geflügelfleisch müssen Verbraucher zukünftig tiefer in die Tasche greifen. Laut
Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes wird das Fleisch erheblich teurer. Der
Preis für Schwein und Geflügel werde in den nächsten Monaten um vier Cent je
Kilogramm steigen, so Verbandspräsident Joachim Rukwied. Hintergrund sei die ab
1. Januar 2015 angelaufene Initiative Tierwohl von Handel und Erzeugern, bei
der teilnehmende Bauern für bessere Haltungsbedingungen in ihren Ställen
Ausgleichszahlungen, einen sogenannten "Tierwohlbeitrag", vom
Einzelhandel erhalten sollen. In der Initiative zum Tierwohl Schwein und Geflügel
haben sich Unternehmen und Verbände aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und
Lebensmitteleinzelhandel gemeinsam die Förderung einer tiergerechteren und
nachhaltigeren Fleischerzeugung zum Ziel gesetzt. Einen Erfolg der
Brancheninitiative Tierwohl erwarten maßgebliche Vertreter der
genossenschaftlichen Vieh- und Fleischwirtschaft. „Die Initiative ist eine
weitreichende Aktion, die die Aufmerksamkeit der Medien automatisch auf sich
zieht“, erklärt PR-Experter Michael Oehme. „Somit ist sie ein Selbstläufer,
welche die gesamte Branche rund um die kostengünstige Massentierhaltung stark
unter Druck setzt.“
Demnach hat der Handel bereits damit begonnen, in den dafür
eingerichteten Fonds einzuzahlen. Ab April könnten die Landwirte ihre Teilnahme
an der Initiative beantragen, um Mittel aus dem Fonds zu erhalten.
Voraussichtlich ab August ist das erste Initiative-Tierwohl-Fleisch im
Supermarkt erhältlich. Fleisch aus teilnehmenden Betrieben soll allerdings
nicht speziell auf der Verpackung gekennzeichnet werden. Nach Angaben des
Bauernpräsidenten sind in den ersten drei Jahren 200 Millionen Euro für
Verbesserungen in der Schweinehaltung geplant, weitere 20 Millionen Euro für
die Geflügelhaltung.
„Es ist gerechtfertigt, Fleisch teurer zu verkaufen, damit Tiere im
Umkehrschluss artgerechter gehalten werden, jedoch sollte das nicht nur ein
Lippenbekenntnis sein, sondern konsequent geprüft werden“, betont Michael
Oehme. Der PR-Experte wünscht sich für die Zukunft strenge
Zulierferungsabkommen mit dem Ausland und zusätzliche Förderungen für
Landwirte. Die Billigimporte aus dem Ausland sieht er besonders problematisch,
da teilweise die artgerechte Haltung oder Verseuchung durch Pestizide kaum oder
gar nicht geprüft werden. „Man kann davon ausgehen, dass sich alle großen
Handelsketten an der Initiative beteiligen werden“, so Oehme weiter. „Die
Betriebe geraten unter Zugzwang. Das Thema der artgerechten Tierhaltung wird
immer präsenter in den Medien und ist emotional aufgeladen. Dahingehend kann
sich keiner ein schlechtes Image erlauben.“