Heute wollen wir uns mal
einem ganz anderen Thema zuwenden, auf das wir aufgrund des Beitrags „Medien
und Momentum“ in der aktuellen Ausgabe des lesenswerten „Smart Investor“
gestolpert sind. Es geht um die Frage, inwiefern Medienberichte – so auch
online – zu Überreaktionen bei Aktienkursen führen kann. Ausgangsbasis ist die
Studie „Media Makes Momentum“, bei der zwischen 1989 und 2010 stolze 2,2
Millionen Artikel aus 45 US-Zeitungen analysiert wurden, ob sie zu
Veränderungen bei ausgewählten Aktienkursen geführt haben.
Der Momentum-Effekt
Dabei muss man wissen,
dass sich Aktien – zumindest über einen bestimmten Zeitraum – anders verhalten
als man zunächst annimmt. Gefühlt haben wir den Eindruck, dass eine Aktie, die
beispielweise sehr stark steigt, doch kurzfristig wieder fallen müsste. Die
Kapitalmarktforschung hat dies jedoch widerlegt. Unter Momentum-Effekt versteht
man daher die Feststellung, dass Aktien, die steigen, tendenziell weiter
steigen (umgekehrt Aktien, die fallen, tendenziell weiter fallen). Diese
prozyklische Entwicklung ist von bestimmten Faktoren abhängig, unterliegt aber
in der Regel immer einem gewissen Zeithorizont. Die Autoren der Studie benennen
drei bis zwölf Monate.
Einfluss der Medien
Dabei ist erkennbar, dass
Aktientitel, über die Medien besonders intensiv schreiben, einen stärkeren
Momentum-Effekt aufweisen als solche, über die nicht berichtet wird. Dieser
Effekt geht positiv wie negativ. Eine weitere Erkenntnis ist die Tatsache, dass
der Wortlaut der Medienberichterstattung direkt auf die Momentum-Renditen wirkt
– auch hier wieder im positiven wie im negativen Sinne. Eine wichtige
Schlussfolgerung der Autoren ist dabei, dass häufige Berichterstattungen nicht
zwangsläufig zu schnelleren Informationsübertragungen und damit einer besseren
Entscheidungsbasis führen müssen, „stattdessen scheint die hohe Medienpräsenz
die Verzerrungen in der Informationsverarbeitung zu verstärken“, schreibt Marko
Gränitz, der Autor des Beitrags „Medien und Momentum“. In der Folge würden
damit Investoren den Medienberichten folgen – sei es im Hinblick auf den Kauf
oder aber den Verkauf von Aktien, ohne dies genauer hinterfragt zu haben.
Die Rolle der Medien
In der Boomphase des Neuen Marktes fanden
sich nur weniger Kritiker in der Presse, die die Werthaltigkeit der
dargestellten Unternehmen in Frage stellten. Schlimmer noch, einzelne
sogenannte Analysten profitierten direkt oder indirekt von ihren Empfehlungen,
die zum Kauf oder Verkauf von Aktien führten. Hier sind die Verlage heute sehr
viel vorsichtiger geworden, auch, um Rufschädigung zu vermeiden. Interessant an
diesem Beitrag scheint die von uns mitgetragene Einschätzung, dass Medien generell
Einfluss auf Investitionsentscheidungen haben und dieser Effekt nicht unbedingt
auf der rationellen Informationsweitergabe beruht.
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