Warum
die 30-Stunden-Woche Konjunktur hat
Mit dem Aufschwung des deutschen Arbeitsmarktes geht
offensichtlich ein Aufschwung der Teilzeitarbeit einher: So hat sich zwischen
2004 und 2013 die Zahl der Erwerbstätigen mit Wochenarbeitszeiten von unter 35
Stunden um 2,4 Millionen auf mehr als 10,7 Millionen erhöht. Dementsprechend
sind drei Viertel aller in diesem Zeitraum aufgebauten Arbeitsplätze
Teilzeitstellen. Besonders verbreitet ist die längere Teilzeitarbeit, der vor
allem Frauen nachgehen. „Der Teilzeittrend erfreut sich bei Eltern mit
Kleinkindern natürlich großer Beliebtheit“, so Kommunikationsexperte Michael
Oehme. „Leider finden derartige Zeitmodelle noch keinen vollständigen Zuspruch
seitens der Politik.“ Interessant ist, dass die Familiengründung das
Erwerbsverhalten von Männern kaum beeinflusst. So entscheidet sich fast die
Hälfte der Paare mit Kindern für das Zuverdienermodell, bei dem der Mann
Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet. Lediglich bei einem Viertel der Paare
haben demnach beide Partner in etwa die gleiche Arbeitszeit.
Nichtsdestotrotz hat der Aufschwung der
Teilzeitbeschäftigung auch seine Schattenseiten: So ist auch die Zahl der Erwerbstätigen mit
Wochenarbeitszeiten von weniger als 15 Stunden enorm gestiegen. „Die Minijobs
bringen im Gesamtbild einige Probleme mit sich“, so Michael Oehme weiter. „Das
große Fachkräftepotential wird durch Minijobs eingeschränkt.“ Brigitte Pothmer
(Die Grünen) geht sogar noch weiter und bezeichnet die 450-Euro-Jobs als „eine
Niedriglohnfalle, die die lebenslange ökonomische Abhängigkeit der Frauen von
ihren Männern oder von staatlichen Transferleistungen fördert“. Sie kritisiert
unter anderem, dass im Jahr 2013 fast 3,2 Millionen Teilzeitkräfte weniger als
15 Stunden je Woche arbeiteten. Michael Oehme bestätigt, dass die „kleine
Teilzeit“ in Deutschland nach wie vor stärker verbreitet ist, als in anderen
EU-Ländern. Während hier 36 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen unter 15
Stunden arbeiten, sind es im EU-Durchschnitt nur 28 Prozent. Einer vom
Ministerium zitierten Studie zufolge geben 55 Prozent der Minijobber an, dass
sie gerne mehr arbeiten würden – im Durchschnitt sechs Stunden mehr je Woche.
Parallel dazu wünschen sich unter den anderen Teilzeitkräften 40 Prozent eine
zumindest etwas längere Arbeitszeit.
Schließlich hat auch das Ministerium ein Interesse daran,
Teilzeitkräften einen Rechtsanspruch gegenüber ihrem Betrieb auf eine Rückkehr
in Vollzeit zu verschaffen.
Das ist doch mal eine gute Entwicklung. Die Familien können damit entspannter umgehen. Gesellschaftlich ist es nicht mehr geächtet, wenn auch der Mann sich um die Kinder kümmert.
AntwortenLöschenIch frage mich, wie jemand von einem Job mit weniger als 15 Stunden leben soll? Vermutlich nutzen die Firmen hier nur "Spitzen" in der Auslastung aus anstelle neue Leute ganz einzustellen. Dadurch wird der Druck auf alle erhöht.
AntwortenLöschenInteressant, was Die Linke dazu schreiben: http://www.linksfraktion.de/reden/frauen-wollen-nicht-luft-liebe-arbeiten/
AntwortenLöschenIch bin jedenfalls froh, dass die Unternehmen ihre Vorgehensweise was die Arbeitsplätze anbelangt, geöffnet haben. Mein Mann und ich arbeiten bei BMW in München. Als unsere Kinder klein waren, hatten wir sogar gemeinsam eine Art Zeitarbeitskonto, das sehr flexibel war und wo wir gegenseitig Stunden ausgleichen konnten. Hat super funktioniert.
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