Die
ägyptischen Streitkräfte verlangen von der Regierung, die Forderungen der
Bevölkerung zu erfüllen. Wegen der Massenproteste sind bereits vier Minister
des Kabinetts Mursi zurückgetreten.
Mursi-Gegner
stürmen Zentrale der Muslimbrüder
Quelle:
Reuters In Ägypten ist ein Ende der Gewalt und der Massenproteste gegen den
islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi nicht in Sicht. Demonstranten
stürmten bereits die Muslimbruderschaft-Zentrale in Kairo. Video teilen
Die
ägyptischen Streitkräfte dringen auf eine rasche Lösung des Machtkampfes um den
islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Er gebe der Politik 48 Stunden Zeit,
die Forderungen der Bevölkerung zu erfüllen, erklärte Generalstabschef Abdel
Fattah al-Sisi am Montag.
Sollte das
nicht gelingen, werde die Armee einen eigenen Ausweg aus der Krise
"vorschlagen". Je mehr die Zeit die Politiker verschwendeten, desto
größer werde die Spaltung des Landes. Die Demonstrationen gegen Mursi seien
eine beispiellose Willensbekundung der Bevölkerung.
Streitkräfte
hätten aber keinesfalls die Absicht, sich in die Politik oder die Regierungstätigkeit
einzumischen, versicherte Sisi. Unter dem 2011 gestürzten Präsidenten Husni
Mubarak war die Armee der entscheidende Machtfaktor. Sie hat voriges Jahr die
Wahl Mursi akzeptiert, der den lange verfolgten Muslimbrüdern nahesteht.
Rücktritte im Kabinett
Inmitten der
Massenproteste gegen Mohammed Mursi sind vier Minister seines Kabinetts
zurückgetreten. Das sagte ein Regierungsvertreter. Zuvor waren bei landesweiten
Protesten gegen Mursi mit Millionen von Teilnehmern am Sonntag mindestens 16
Menschen getötet worden. Wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte,
gab es zudem 781 Verletzte.
Regierungskritische
Demonstranten hatten vor den Rücktritten der Minister den zentralen Sitz der
islamistischen Muslimbruderschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gestürmt.
Das Gebäude im Viertel Mokattam wurde in Brand gesetzt, Protestierende stürmten
hinein und warfen Gegenstände aus dem Fenster.
Parteizentrale angezündet und geplündert
Ein Reporter
der Nachrichtenagentur AP beobachtete am Montagmorgen, wie zahlreiche Menschen
in das sechsstöckige Gebäude im Osten der Stadt eindrangen. Unter ihnen sollen
sich Jugendliche befunden haben. Im Fernsehen waren Bilder von zerschmetterten
Fensterscheiben zu sehen; Rauch stieg über dem Gebäude auf. Bürostühle lagen
auf der Straße. Es sollen auch Schüsse gefallen sein.
An der
Frontseite des Gebäudes entfernte ein Demonstrant ein Schild mit dem Logo der
Muslimbruderschaft. Ein weiterer schwenkte auf einem Balkon die ägyptische
Fahne. Fotografen dokumentierten, wie Demonstranten die Parteizentrale
plünderten.
Laut
Augenzeugen hielt sich zu Beginn der Erstürmung niemand in dem Gebäude auf. Am
frühen Morgen war demnach eine Gruppe von Menschen herausgeführt worden. Schon
in der Nacht hatte es Angriffe auf das Gebäude mit Brandsätzen gegeben.
Opposition stellt Ultimatum
Die
Opposition rief ihre Anhänger auf, bis zum Rücktritt Mursis auf der Straße zu
bleiben, und setzte ihm ein Ultimatum für seinen Rückzug bis Dienstagnachmittag
um 17 Uhr. Einige der Mursi-Anhänger bewaffneten sich indes mit Stöcken und
improvisierten Schutzschilden. Sie kündigten an, den Präsidenten zu
verteidigen.
Seit Tagen
gibt es große Demonstrationen für und gegen den Staatschef. Die Proteste, an
denen sich Millionen von Menschen beteiligten, erreichten in der
Nacht zum Montag einen neuen Höhepunkt.
Ägypten ist
ein Jahr nach dem Amtsantritt des aus den Reihen der Muslimbruderschaft
stammenden Präsidenten Mohammed Mursi tief gespalten. Während seine Anhänger
darauf verweisen, dass er der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens
ist, werfen seine Gegner ihm vor, allein die Interessen der islamistischen
Muslimbruderschaft zu vertreten, aus der er hervorging.
Die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) sieht Ägypten "am
Rande eines religiös geprägten Bürgerkriegs". Die Regierung Mursi
versuche, die Enttäuschung in der Bevölkerung über das Versagen der
Muslimbrüder auf die religiösen Minderheiten im Land umzulenken, teilte die
IGFM in Frankfurt mit. Die Islamisten machten in der Folge "ungläubige
Muslime, Christen, Schiiten und Atheisten" für die Misere Ägyptens
verantwortlich.
Quelle: dieWelt
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