Nach tagelangem
Rätselraten hat Russlands Präsident Wladimir Putin den Aufenthalt des
US-Geheimdienstspezialisten Edward Snowden in Moskau bestätigt. Der sogenannte
Whistleblower, der am Wochenende aus Hongkong nach Moskau geflohen war, hatte
in den vergangenen Wochen umfangreiche Datensammlungen amerikanischer und
britischer Dienste öffentlich gemacht. Dies sorgte für Spannungen zwischen den
beteiligten Großmächten USA, Russland und China.
Jetzt ist er
ausgerechnet in Russland: "Herr Snowden ist tatsächlich in Moskau. Für uns
war das eine echte Überraschung", sagte Putin am Dienstag bei einem Besuch
in Finnland. Der von den USA weltweit gesuchte Informant halte sich im
Transitbereich des internationalen Flughafens Scheremetjewo auf. Es blieb
unklar, wohin Snowden weiterreisen will. Putin betonte, ihm drohe keine
Auslieferung an die USA, da kein entsprechendes Auslieferungsabkommen
existiert. Der Präsident wies
zugleich Anschuldigungen zurück, Russland verhelfe einem Verräter von
Staatsgeheimnissen zur Flucht.
In Moskau war zuvor die Information gestreut worden, Snowden wolle über
Kuba nach Ecuador reisen, wo er Asyl beantragt hat. Allerdings sei er auch am
Dienstag nicht an Bord des Flugzeugs nach Havanna gewesen, zitierte die
Staatsagentur RIA Nowosti einen Mitarbeiter des Flughafens. "Er kam als
Transitpassagier an, und dafür braucht er kein Visum oder andere
Dokumente", betonte Putin in Helsinki. Die russische Staatsgrenze habe der
30-Jährige nicht überschritten. Er halte sich weiter in dieser freien Zone auf.
Unterdessen gab
der Whistleblower neue Details in dem Spionage-Thriller preis. Er habe sich nur
in den US-Geheimdienst NSA eingeschlichen, um dessen Schnüffeleien im Internet
aufzudecken, sagte Snowden der Hongkonger Zeitung "South China Morning
Post" zufolge. Allein aus diesem Grund habe er den Job als IT-Techniker
bei der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton angenommen, die im NSA-Auftrag an
der Internet-Überwachung beteiligt war. Die USA suchen Snowden wegen
Geheimnisverrats. Seine spektakuläre Flucht sorgt für erheblichen politischen
Wirbel. Das Weiße Haus forderte Moskau zur Auslieferung des Flüchtigen auf.
Nach Angaben
der "South China Morning Post", die nach und nach Teile ihres
Interviews vom 12. Juni veröffentlicht, plant der 30-Jährige weitere Enthüllungen
über Schnüffeleien der USA. Vorher wolle er das Material aber noch weiter
sichten.
By VL/ Michael Oehme
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