Freitag, 10. Mai 2013

Michael Oehme: Die Kanzlerin in Afghanistan


Eine Woche nach dem Tod des deutschen Elite-Soldaten ist Kanzlerin Angela Merkel in Afghanistan zu einem brisanten Truppenbesuch eingetroffen. Am vergangenen Samstag war erstmals ein Elite-Soldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Afghanistan getötet worden. Der Hauptfeldwebel geriet bei einer gemeinsamen Operation mit afghanischen Kräften in einen Hinterhalt der Taliban und wurde erschossen. Der getötete 32-Jährige war der erste Bundeswehrsoldat seit fast zwei Jahren, der in Afghanistan ums Leben kam. Die Reise der Kanzlerin war schon vor dem Todesfall geplant, hat dadurch aber noch einmal an Bedeutung gewonnen. Merkel landete in Begleitung von Verteidigungsminister Thomas de Maizière im Bundeswehr-Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Kurz darauf ging es weiter nach Kundus. Im dortigen Feldlager der Bundeswehr besuchten sie den Ehrenhain, ein Ort des Gedenkens an die bislang 53 in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten. Am Rande einer Andacht und eines Gebets dort sagte Merkel nachdenklich an die Soldaten gerichtet: "Da ist mir natürlich wieder auch bewusstgeworden, dass sie Ihren Dienst tun nicht einfach aus Pflichterfüllung, sondern auch unter großen, großen Risiken."

Merkel ist außerdem nach Afghanistan gereist, um von den Politikern vor Ort mehr Tempo bei Reformen einzufordern. "Wir werden ein Auge darauf haben, dass der politische Prozess hier vorangeht", sagte die Kanzlerin mahnend. Als anstehende Aufgaben nannte sie die Vorbereitung der Präsidentschaftswahl im April 2014 und den Aufbau der Wirtschaft. "All das vollzieht sich zum Teil mühselig, zum Teil etwas langsamer als wir uns das wünschen", merkte sie kritisch an. "Aber es ist unabdingbar dafür, dass der militärische Einsatz nicht alleine stehenbleibt, sondern dass er wirklich Erfolg hat."

Bei ihrer mittlerweile fünften Visite in Afghanistan bekräftigte Merkel, dass Deutschland auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes weiter militärisch präsent bleiben will am Hindukusch. Ab 2015 will die Bundesregierung bis zu 800 Soldaten für Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind rund 4300 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert.

By VL/ Michael Oehme

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