Eine Woche nach dem Tod des deutschen Elite-Soldaten ist Kanzlerin Angela
Merkel in Afghanistan zu einem brisanten Truppenbesuch eingetroffen. Am
vergangenen Samstag war erstmals ein Elite-Soldat des Kommandos Spezialkräfte
(KSK) in Afghanistan getötet worden. Der Hauptfeldwebel geriet bei einer
gemeinsamen Operation mit afghanischen Kräften in einen Hinterhalt der Taliban
und wurde erschossen. Der getötete 32-Jährige war der erste Bundeswehrsoldat
seit fast zwei Jahren, der in Afghanistan ums Leben kam. Die Reise der
Kanzlerin war schon vor dem Todesfall geplant, hat dadurch aber noch einmal an
Bedeutung gewonnen. Merkel landete in Begleitung von Verteidigungsminister
Thomas de Maizière im Bundeswehr-Hauptquartier in Masar-i-Scharif. Kurz darauf
ging es weiter nach Kundus. Im dortigen Feldlager der Bundeswehr besuchten sie
den Ehrenhain, ein Ort des Gedenkens an die bislang 53 in Afghanistan
gefallenen deutschen Soldaten. Am Rande einer Andacht und eines Gebets dort
sagte Merkel nachdenklich an die Soldaten gerichtet: "Da ist mir natürlich
wieder auch bewusstgeworden, dass sie Ihren Dienst tun nicht einfach aus
Pflichterfüllung, sondern auch unter großen, großen Risiken."
Merkel ist außerdem nach
Afghanistan gereist, um von den Politikern vor Ort mehr Tempo bei Reformen einzufordern.
"Wir werden ein Auge darauf haben, dass der politische Prozess hier
vorangeht", sagte die Kanzlerin mahnend. Als anstehende Aufgaben nannte
sie die Vorbereitung der Präsidentschaftswahl im April 2014 und den Aufbau der
Wirtschaft. "All das vollzieht sich zum Teil mühselig, zum Teil etwas
langsamer als wir uns das wünschen", merkte sie kritisch an. "Aber es
ist unabdingbar dafür, dass der militärische Einsatz nicht alleine
stehenbleibt, sondern dass er wirklich Erfolg hat."
Bei ihrer mittlerweile fünften Visite in Afghanistan bekräftigte Merkel,
dass Deutschland auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes weiter militärisch
präsent bleiben will am Hindukusch. Ab 2015 will die Bundesregierung bis zu 800
Soldaten für Ausbildung und Beratung der afghanischen Armee zur Verfügung zu
stellen. Derzeit sind rund 4300 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert.
By VL/ Michael Oehme
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen