Russland und Zypern setzen ihre Kreditgespräche fort; bislang sei noch
keine Entscheidung gefallen, sagte der zyprische Finanzminister Michael Sarris
nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow. "Wir
hatten ein sehr gutes erstes Gespräch, eine sehr konstruktive, sehr ehrliche
Diskussion", so Sarris am Mittwoch in Moskau nach einem Besuch im
russischen Finanzministerium.
Auf die Frage nach einer Verlängerung des bestehenden 2,5- Milliarden-Euro
Kredits von Russland oder einem neuen Kredit antwortete Sarris, bei den
Gesprächen gehe es um "Themen darüber hinaus". Die Verhandlungen
würden "so lange wie nötig" dauern. Sarris wird sich mit dem Ersten
Vize-Ministerpräsidenten Igor Schuwalow treffen. Das meldete die russische
Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten
Regierungsbeamten.
Für
Russland nimmt Zypern, ähnlich wie Griechenland, eine Sonderstellung unter den
EU-Ländern ein. Viele Zyprer und Griechen gehören der orthodoxen Kirche an, die
recht enge Beziehungen zum Moskauer Patriarchat unterhält. Zyperns Erzbischof
Chrysostomos hat Patriarch Kirill gebeten, bei Putin ein gutes Wort für Zypern
einzulegen.
Einfach
werden die Gespräche in Moskau nicht, Russlands Finanzminister Anton Siluanow
ist verärgert, weil Moskau erst so spät über Europas Rettungspaket und die
geplante Zwangsabgabe informiert worden war. Siluanows Vorgänger, der
Putin-Vertraute Alexej Kudrin, spricht gar von einem "Element der
Respektlosigkeit".
Russland
würde den Schaden für russische Anleger eindämmen. Der Kreml wird ihre
Interessen berücksichtigen und versuchen, ihre Investitionen zu schützen,
glaubt Alexej Muchin, Direktor des Zentrums für politische Information. Putin
habe "kein Interesse daran, sich zusätzliche Gegner zu machen". Die
Krise könnte außerdem zur Imagepflege genutzt werden. Dem Kreml ist daran
gelegen, Russland in der Krise als Anker der Stabilität, als finanzpolitisch
sicheren Hafen zu profilieren, sowohl auf der außenpolitischen Arena, als auch
gegenüber den eigenen Bürgern. Russlands Medien überbieten sich mit Abgesängen
auf die Europäische Union. Während Europa unter seiner Schuldenlast erdrückt zu
werden droht, kann der Kreml mit finanzpolitischen Erfolgen glänzen. Dank hoher
Einnahmen aus Gas- und Ölverkäufen lag der Haushaltsüberschuss 2012 bei 0,8
Prozent der Wirtschaftsleistung, die Staatsschuld liegt bei weniger als zehn
Prozent.
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