Mittwoch, 20. März 2013

Michael Oehme: Zypern hofft auf Russlands Hilfe


Russland und Zypern setzen ihre Kreditgespräche fort; bislang sei noch keine Entscheidung gefallen, sagte der zyprische Finanzminister Michael Sarris nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow. "Wir hatten ein sehr gutes erstes Gespräch, eine sehr konstruktive, sehr ehrliche Diskussion", so Sarris am Mittwoch in Moskau nach einem Besuch im russischen Finanzministerium.
Auf die Frage nach einer Verlängerung des bestehenden 2,5- Milliarden-Euro Kredits von Russland oder einem neuen Kredit antwortete Sarris, bei den Gesprächen gehe es um "Themen darüber hinaus". Die Verhandlungen würden "so lange wie nötig" dauern. Sarris wird sich mit dem Ersten Vize-Ministerpräsidenten Igor Schuwalow treffen. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Regierungsbeamten.

Für Russland nimmt Zypern, ähnlich wie Griechenland, eine Sonderstellung unter den EU-Ländern ein. Viele Zyprer und Griechen gehören der orthodoxen Kirche an, die recht enge Beziehungen zum Moskauer Patriarchat unterhält. Zyperns Erzbischof Chrysostomos hat Patriarch Kirill gebeten, bei Putin ein gutes Wort für Zypern einzulegen.
Einfach werden die Gespräche in Moskau nicht, Russlands Finanzminister Anton Siluanow ist verärgert, weil Moskau erst so spät über Europas Rettungspaket und die geplante Zwangsabgabe informiert worden war. Siluanows Vorgänger, der Putin-Vertraute Alexej Kudrin, spricht gar von einem "Element der Respektlosigkeit".

Russland würde den Schaden für russische Anleger eindämmen. Der Kreml wird ihre Interessen berücksichtigen und versuchen, ihre Investitionen zu schützen, glaubt Alexej Muchin, Direktor des Zentrums für politische Information. Putin habe "kein Interesse daran, sich zusätzliche Gegner zu machen". Die Krise könnte außerdem zur Imagepflege genutzt werden. Dem Kreml ist daran gelegen, Russland in der Krise als Anker der Stabilität, als finanzpolitisch sicheren Hafen zu profilieren, sowohl auf der außenpolitischen Arena, als auch gegenüber den eigenen Bürgern. Russlands Medien überbieten sich mit Abgesängen auf die Europäische Union. Während Europa unter seiner Schuldenlast erdrückt zu werden droht, kann der Kreml mit finanzpolitischen Erfolgen glänzen. Dank hoher Einnahmen aus Gas- und Ölverkäufen lag der Haushaltsüberschuss 2012 bei 0,8 Prozent der Wirtschaftsleistung, die Staatsschuld liegt bei weniger als zehn Prozent.

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