Dienstag, 10. Juni 2014

Michael Oehme / Pressearbeit: Gas als Waffe

So lange die europäische Gemeinschaft keine einheitliche Sprache findet, kann Putin mit dem Gashahn spielen, so viel er will
Der G7-Gipfel – dieses Mal ohne Teilnahme Russlands. Unterschiedlichste Politiker fordern zum Dialog auf. Und Putin, der zeigt dem neuen Präsidenten der Ukraine  zwar Gesprächsbereitschaft an – so richtig anerkennen will er das Nachbarland aber nicht. Zumindest die Ost-Ukraine gehöre doch eigentlich nicht so recht dazu.
In den letzten 50 Jahren hat sich eigentlich an der europäisch/russischen Politik nicht viel geändert. Russland versucht, was verständlich ist, seine Interessen zu verteidigen und sieht sich dabei insbesondere von den USA bedroht. „Daran hat auch die versöhnliche Presse der letzten Jahre nicht wirklich viel geändert, denn der kommunizierte Frieden der Weltmächte ist sensibel und hindert die Wirtschaftsnationen nicht, so viel wie möglich vom jeweils anderen zu erfahren“, meint Michael Oehme, PR-Profi der CapitalPR AG aus Sankt Gallen. Dabei sei Russland über viele Jahre geschwächt gewesen. Ein Zustand, der längst überholt ist, auch wenn Russland derzeit wirtschaftliche Probleme nicht abstreiten kann. Aber die hat ein hochverschuldetes Amerika auch. Und die Energiepolitik?
Deutschland hängt zu 40 Prozent an der russischen Gas-Pipeline. Tendenz eher steigend. Eine Situation, die sich sogar in den Zeiten des kalten Krieges bewährt hat. „Dagegen ist die derzeitige Lage im Hinblick auf die Ukraine für Deutschland eher mit einem Sturm im Wasserglas zu umschreiben“, so Oehme. Dennoch versteht es Putin, mit dem Gashahn für Europa zu spielen. Sei es, indem er von der Ukraine ausstehende Zahlungen einforderte, ohne die man den Hahn abstellen wolle. Sei es durch jüngste Verträge mit China, aber sei es eben aber auch mit dem kleinen Hinweis, der Gashahn könne „auch sonst“ abgedreht werden. Das hat man in Europa und in den USA verstanden.
Was könnte man tun? Die USA zeigen, dass es sinnvoll ist, auf mehr Autonomie zu setzen. Dort kostet Gas etwa ein Drittel von dem, was es hierzulande kostet. Obama hat sowohl den Bereich der Erneuerbaren Energien aufgerüstet wie auch den Bereich der Erdgas- und Erdölförderungen aus Schieferstein. Ohne Zweifel hat Fracking die USA wirtschaftlich nach Vorne gebracht und sie gilt inzwischen sogar als weitgehend autark.
Auch die Europäische Union könnte so einen autonomen Machtblock bieten. „Der Chancen gibt es viele“, meint Oehme und bezieht sich dabei auf den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, der längst eine Art europäische Einkaufsgemeinschaft sowie den Ausbau der eigenen Reserven fordert, die man dann Russlands Gazprom entgegenhalten könne. Er spricht deutlich vom Gas als moderne Waffe. Und Energiekomissar Günther Oettinger? „Ein bisschen naiv wirkt dessen Vorstoss, Gas sei keine Waffe sondern eine Ware – ach so, als ob wir das nicht längst gewusst hätten“, pointiert CapitalPR-Consultant Oehme. Denn der Ansatz von Tusk sei absolut richtig und wäre vielleicht, publizistisch europaweit gut aufbereitet und gestreut, ein gutes Mittel gegen die Europamüdigkeit: Nur eine einheitliche Energiepolitik über nationale Grenzen hinaus, könne langfristig eine bezahlbare Versorgung sicherstellen. So lange der Energiemarkt allerdings so fragmentiert bleibt wie er jetzt ist, gelte der Satz der dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß im Hinblick auf seine Gewerkschaftspolitik gerne zugeschrieben wird: spalte und herrsche. Das weiß Putin auch.


2 Kommentare:

  1. Ein interessanter Beitrag. Ein wirklich vereintes Europa - ohne ständig auf die USA zu schielen. Was für ein schöner Traum!

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  2. Warum werden wichtige Themen wie diese, die Herr Oehme hervorragend herausgearbeitet hat, nicht längst der Bevölkerung präsentiert. Darüber sollten die Menschen nachdenken, nicht diesen Unsinn, den ihnen viele Politiker erzählen !!!

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