So
lange die europäische Gemeinschaft keine einheitliche Sprache findet, kann
Putin mit dem Gashahn spielen, so viel er will
Der G7-Gipfel – dieses Mal ohne Teilnahme Russlands.
Unterschiedlichste Politiker fordern zum Dialog auf. Und Putin, der zeigt dem
neuen Präsidenten der Ukraine zwar
Gesprächsbereitschaft an – so richtig anerkennen will er das Nachbarland aber
nicht. Zumindest die Ost-Ukraine gehöre doch eigentlich nicht so recht dazu.
In den letzten 50 Jahren hat sich eigentlich an der
europäisch/russischen Politik nicht viel geändert. Russland versucht, was
verständlich ist, seine Interessen zu verteidigen und sieht sich dabei
insbesondere von den USA bedroht. „Daran hat auch die versöhnliche Presse der
letzten Jahre nicht wirklich viel geändert, denn der kommunizierte Frieden der
Weltmächte ist sensibel und hindert die Wirtschaftsnationen nicht, so viel wie
möglich vom jeweils anderen zu erfahren“, meint Michael Oehme, PR-Profi der
CapitalPR AG aus Sankt Gallen. Dabei sei Russland über viele Jahre geschwächt
gewesen. Ein Zustand, der längst überholt ist, auch wenn Russland derzeit
wirtschaftliche Probleme nicht abstreiten kann. Aber die hat ein
hochverschuldetes Amerika auch. Und die Energiepolitik?
Deutschland hängt zu 40 Prozent an der russischen
Gas-Pipeline. Tendenz eher steigend. Eine Situation, die sich sogar in den
Zeiten des kalten Krieges bewährt hat. „Dagegen ist die derzeitige Lage im
Hinblick auf die Ukraine für Deutschland eher mit einem Sturm im Wasserglas zu
umschreiben“, so Oehme. Dennoch versteht es Putin, mit dem Gashahn für Europa
zu spielen. Sei es, indem er von der Ukraine ausstehende Zahlungen einforderte,
ohne die man den Hahn abstellen wolle. Sei es durch jüngste Verträge mit China,
aber sei es eben aber auch mit dem kleinen Hinweis, der Gashahn könne „auch
sonst“ abgedreht werden. Das hat man in Europa und in den USA verstanden.
Was könnte man tun? Die USA zeigen, dass es sinnvoll ist,
auf mehr Autonomie zu setzen. Dort kostet Gas etwa ein Drittel von dem, was es
hierzulande kostet. Obama hat sowohl den Bereich der Erneuerbaren Energien
aufgerüstet wie auch den Bereich der Erdgas- und Erdölförderungen aus
Schieferstein. Ohne Zweifel hat Fracking die USA wirtschaftlich nach Vorne
gebracht und sie gilt inzwischen sogar als weitgehend autark.
Auch die Europäische Union könnte so einen autonomen
Machtblock bieten. „Der Chancen gibt es viele“, meint Oehme und bezieht sich
dabei auf den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, der längst eine Art
europäische Einkaufsgemeinschaft sowie den Ausbau der eigenen Reserven fordert,
die man dann Russlands Gazprom entgegenhalten könne. Er spricht deutlich vom Gas
als moderne Waffe. Und Energiekomissar Günther Oettinger? „Ein bisschen naiv
wirkt dessen Vorstoss, Gas sei keine Waffe sondern eine Ware – ach so, als ob
wir das nicht längst gewusst hätten“, pointiert CapitalPR-Consultant Oehme.
Denn der Ansatz von Tusk sei absolut richtig und wäre vielleicht, publizistisch
europaweit gut aufbereitet und gestreut, ein gutes Mittel gegen die
Europamüdigkeit: Nur eine einheitliche Energiepolitik über nationale Grenzen
hinaus, könne langfristig eine bezahlbare Versorgung sicherstellen. So lange
der Energiemarkt allerdings so fragmentiert bleibt wie er jetzt ist, gelte der
Satz der dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß im Hinblick auf
seine Gewerkschaftspolitik gerne zugeschrieben wird: spalte und herrsche. Das
weiß Putin auch.
Ein interessanter Beitrag. Ein wirklich vereintes Europa - ohne ständig auf die USA zu schielen. Was für ein schöner Traum!
AntwortenLöschenWarum werden wichtige Themen wie diese, die Herr Oehme hervorragend herausgearbeitet hat, nicht längst der Bevölkerung präsentiert. Darüber sollten die Menschen nachdenken, nicht diesen Unsinn, den ihnen viele Politiker erzählen !!!
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