Freitag, 15. November 2013

Michael Oehme: Wenn am Ende des Geldes noch zu viel Leben übrig ist



Man sagt: Zu viel Optimismus gibt es nicht. Wenn es um die Altersvorsorge geht, fühlen sich Deutsche aber offenbar zu gut vorbereitet – und eine Portion kritischer Auseinandersetzung mit diesem Thema täte ganz gut. Eine von Blackrock durchgeführte Umfrage unter 2000 Menschen belegt: Die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität in Sachen Altersarmut ist zu hoch. Erschreckenderweise fühlen sich die wenigsten überhaupt davon betroffen. Mit einem Kapital von anfangs 182 659 Euro erhoffen sich die Deutschen ein Jahreseinkommen im Alter von 43 989 Euro. Klingt unrealistisch – ist es auch. So wenig Geld wäre so schnell verbraucht, dass „viel zu viel Leben“ übrig bleibt. Diese Rechnung geht also nicht auf.


Doch wie hoch müsste das Kapital eigentlich sein, um die gewünschten Erträge über lange Zeit zu erzielen? Richtig ist, dass das Ausgangskapital fünfmal höher sein, als die befragten Bürger. Es wäre ein Betrag von über einer Million Euro. Fatal ist die Tatsache, dass sich 54 Prozent der Menschen für gut informiert halten. Mehr als die Hälfte glaubt, viel über Sparen und Anlegen zu wissen. 68 Prozent äußerten sich zufrieden, ihre eigenen Anlageentscheidungen zu treffen. In keinem anderen Land sind die Menschen so optimistisch wie in Deutschland.



„Die meisten Deutschen verzichten beispielsweise auf Finanzberater. Nach der Befragung hält diese Gruppe zwei Drittel ihres liquiden Vermögens in Barbeständen, die nur einen Mini-Ertrag bringen. Mit diesem Verhalten sind wir europaweit ziemlich einzigartig“, sagt Michael Oehme, Consultant bei der CapitalPR AG. Experten empfehlen nicht umsonst, über Anlagealternativen mit höheren Renditechancen nachzudenken. Schließlich soll das Geld für das ganze Leben reichen.



Wenn man sich die vorliegenden Daten anschaut, sieht man wie dringend wir Deutschen Bildung in Finanzdingen benötigen. Altersarmut betrifft zunächst einmal jeden. Experten fürchten sogar, dass sie weiter steigen wird. Derzeit sind so viele deutsche Rentner wie noch nie auf Sozialhilfe angewiesen. „Optimismus in allen Ehren: Manchmal sollte man sich mit Dingen auch realistisch auseinandersetzen, ehe man unbesorgt in die Zukunft schauen kann“, meint Oehme.

4 Kommentare:

  1. Ein heikles Thema Herr Oehme. Einmal haben wir die Niedrigzinspolitik, die den Spargroschen praktisch vernichtet. Zum anderen die Verunsicherung der Menschen durch die Finanzkrise. Wo soll man also investieren, um für das Alter vorzusorgen. Es fehlt bei uns, meiner Meinung nach, an solider Beratung.

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  2. Interessanter Beitrag von Herrn Oehme. Die Altersarmut wird in Deutschlland noch zu einem riesen Problem werden.
    Streng genommen müsste ein Arbeitnehmer mit seinem ersten Gehalt bereits anfangen für das Alter vorzusorgen. Doch steht hier erstmal die Existenzgründung an erster Stelle. So früh wie möglich mit kleinen Beiträgen anzufangen ist noch nicht im Bewußtsein der Menschen.

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  3. Ich kann mich der Meinung der Experten nur anschließen, Herr Oehme. Die Altersarmut wird in den kommenden Jahren immer mehr ansteigen. Schon heute geht mehr als ein Drittel des Einkommens für die Miete drauf. Außerdem explodieren die Lebenshaltungskosten. Die Menschen können also nicht mehr sparen und schliddern unaufhaltsam auf die Armutsgrenze zu.

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  4. Immer älter zu werden, kann auch ein Fluch sein. Aber eins ist doch schon seit Jahren sonnenklar: Der Generationsvertrag kann doch nicht mehr funktionieren, Die Menschen werden immer älter, immer weniger Kinder werden geboren. Weder der Regierung, noch sonst jemanden kann man dafür verantwortlich machen. Hier hilft nur Vorsorgen oder den Löffel beizeiten abgeben.

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