Montag, 28. Oktober 2013

Michael Oehme: Höhere Standards für Emissionshäuser



In der Beteiligungs-Branche kriselt es: Interessante Anlagemöglichkeiten werden verzweifelt gesucht, während Anleger das Segment der geschlossenen Fonds meiden. Das Image der geschlossenen Fonds wurde in Mitleidenschaft gezogen: Betrugsfälle, schlechte Performance und Intransparenz sind nur einige Gründe dafür, dass sich Anleger trotz des gegenwärtigen Anlagenotstands zurückhalten.
Geschlossene Fonds erwerben in der Regel für einen längeren Zeitraum Sachwerte wie beispielsweise Flugzeuge, Immobilien, Schiffe, Windkraft- und Solaranlagen. Bei der Zeichnung gehen Anleger eine unternehmerische Beteiligung ein und verpflichten sich, ihr Kapital bis zum Verkauf des Investitionsobjekts im Fonds zu belassen.
Die Branche sammelte 2012 so wenig Geld ein wie noch nie: nur 4,5 Milliarden Euro. Selbst im Krisenjahr 2008 waren es mehr. 2007 hatten die Anbieter mehr als 12,6 Milliarden Euro bei Anlegern eingeworben. Die Absatzschwäche hielt auch im ersten Quartal 2013 an. Auch die Auswahl geschlossener Fonds ist deutlich gesunken. Die BaFin hat im ersten Quartal gerade einmal 29 neue Angebote gestattet. Nachdem die Bundesregierung die Branchenprodukte im Rahmen der EU-Richtlinie für Manager alternativer Investmentfonds (AIFM) zum 22. Juli neu reguliert hat, sind bislang zumindest erkennbar keine neuen Beteiligungsmodelle in die Platzierung gegangen. Das Platzierungsvolumen wird in diesem Jahr um voraussichtlich 40 Prozent schrumpfen. Die große Zurückhaltung bei der Neugestattung liege unter anderem daran, dass sowohl die Initiatoren als auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) als Genehmigungsbehörde erhebliche Probleme mit der Handhabung der neuen Regularien hätten, heißt es in der Branche.
Die Emissionshäuser müssen künftig höhere Standards erfüllen. Sie brauchen eine erweiterte Zulassung, deren Umfang im Einzelfall noch nicht hundertprozentig klar ist und sie müssen strikte Anforderungen ans Eigenkapital sowie Transparenz- und Auskunftspflichten gegenüber Anlegern und Aufsicht erfüllen. Für das Liquiditäts- und Risikomanagement gibt es ebenfalls schärfere Vorschriften. Die neuen AIFM-Richtlinien sollen zu einer deutlichen Marktregulierung führen und die Transparenz und Kontrollmöglichkeiten der Emissionshäuser fördern. Außerdem gibt es jetzt auch für die geschlossenen Fonds Beipackzettel. Auf maximal drei DIN-A4-Seiten müssen wesentliche Angaben wie Anlageobjekte, Anlagestrategie, Risiken, Kapitalrückzahlung und Erträge unter verschiedenen Marktbedingungen sowie Kosten und Provisionen aufgelistet sein.

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