Mittwoch, 10. April 2013

Michael Oehme: Rückschlag im Kampf gegen die Todesstrafe



Im aktuellen "Henkerstaaten-Bericht" listet Amnesty International auf, wo Menschen 2012 per staatlich angeordneter Tötung starben.
Die Angeklagten werden oft ohne fairen Prozess zum Tode verurteilt  und obwohl immer weniger Staaten Todesurteile vollstrecken, sinkt die Zahl der bestätigten Hinrichtungen kaum. Es ist eine Handvoll Länder, die für das Gros der Exekutionen verantwortlich ist:  China hat 2012 wieder mehr Menschen hingerichtet als der gesamte Rest der Welt zusammen.
Doch auch in großen Demokratien wie Indien und Japan wurden dem Bericht zufolge nach längerer Unterbrechung wieder Todesurteile vollstreckt. Japan hat beispielsweise immer an der Todesstrafe festgehalten- und sie auch vollzogen. Das westafrikanische Land Gambia schickte nach mehr als einem Vierteljahrhundert Pause gleich neun verurteilte Verbrecher an nur einem Tag in den Tod. Auch in Pakistan und Botswana wurden 2012 nach einer Pause wieder Menschen hingerichtet. Dies seien "sehr bedauerliche Rückschläge", sagte Oliver Hendrich von Amnesty International in Deutschland. „Es gib verstörende Beispiele, dass Hinrichtungen für politische Zwecke eingesetzt werden. Einige der Exekutionen, die 2012 ausgeführt wurden, schienen populistische Maßnamen zu sein von Politikern, die zeigen wollten, dass sie hart gegen Kriminalität vorgehen oder um Kritiker zum Schweigen zu bringen."

Das jüngste Beispiel lieferte Kuwait Anfang April. In dem Golfstaat, wo fast sechs Jahre lang ein Hinrichtungsstopp gegolten hatte, wurden drei verurteilte Mörder zeitgleich gehängt - auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem Zentralgefängnis. Die Männer durften noch eine letzte Zigarette rauchen. Dann bekamen sie Kapuzen über den Kopf gestülpt, Arme und Beine wurden mit Ketten und Lederbändern gefesselt. Ihre Leichen wurden erst vom Galgen geholt, nachdem die Fotografen ihre Bilder gemacht hatten.

Die Anzahl der Hinrichtungen blieb konstant. Die Menschenrechtler kamen 2012 auf mindestens 682 Tötungen von Staats wegen - zwei mehr als im Jahr zuvor. Auch sonst gibt es in der neuen Statistik auf den ersten Blick kaum Veränderungen. Auf Platz zwei der Liste liegt wieder Iran, wo mindestens 314 Menschen gehenkt wurden. Es folgen der Irak (129), Saudi-Arabien (79), die USA (43) und der Jemen (28). Iran, Irak und Saudi-Arabien sind demnach für drei Viertel der registrierten Hinrichtungen verantwortlich.

Insgesamt ließen noch 21 Staaten hinrichten - genauso viele wie 2011. Die Bundesrepublik hatte die Todesstrafe schon 1949 aus der Verfassung gestrichen.

By VL/ Michael Oehme

1 Kommentar:

  1. Das ist ja wohl ungeheuerlich. Wie können sich Staaten anmassen, von "Rechts" wegen Tötungen vorzunehmen. Irgenwie muss es doch zu erreichen sein, dass die Todesstrafe weltweit abgeschafft wird. Warum unternimmt die Kirche da nicht mehr?

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