Donnerstag, 14. März 2013

Michael Oehme: Franziskus I.

 

Mit diesem Ergebnis haben wohl wenige gerechnet. Nach fünf Wahlgängen haben wir einen neuen Papst: Der argentinische Kardinal Jorge Mario Nergoglio ist der erste lateinamerikanische Papst nach 100 Jahren. Damit beendet er den Eurozentrismus des Papsttums. Knapp die Hälfte der Katholiken weltweit kommt aus Lateinamerika. Allerdings gerät die katholische Kirche zunehmend unter Druck: Evangelikale haben regen Zulauf. Ein lateinamerikanischer Papst mit Strahlkraft könnte diese Entwicklung bremsen. Es liegt im Interesse des Vatikans, sein wichtiges Einflussgebiet zu verteidigen.

Papst Franziskus ist in Fragen der Sexualmoral erzkonservativ, im Bereich der sozialen Gerechtigkeit progressiv. Der 76-Jährige wird viele reformwillige Katholiken zugleich begeistern und enttäuschen. Als sich Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner für die Homo-Ehe stark machte, leistete der damalige Erzbischof von Buenos Aires erbitterten Widerstand. Er unterstützte Mahnwachen vor dem Parlament und forderte die katholischen Priester auf, die "Einheit der Familie" zu unterstützen. Außerdem gilt Bergoglio als entschiedener Gegner der Abtreibung. So ist ihm die Sympathie der meisten Lateinamerikaner sicher. Denn im Gegensatz zum liberaleren Europa ist Südamerika in dieser Frage konservativ eingestellt.

By VL/ Michael Oehme

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