Neues Massaker in Syrien?
Daraja vor den Toren Damaskus' ist eine Hochburg der
Rebellen, bis die Assad-Truppen die Kontrolle in dem Vorort übernehmen. Was sie
dann anrichten, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Oppositionelle berichten, es
seien 200 Leichen aufgefunden worden. Sie sprechen von einem Massaker und
behaupten, die Menschen seien "regelrecht hingerichtet" worden.
In
der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Oppositionsangaben
zahlreiche Leichen entdeckt worden. In der Stadt Daraja seien mehr als 200 Tote
gefunden worden, berichteten die Lokalen Koordinierungskomitees. Sie seien
Opfer der Regierungstruppen geworden und "regelrecht hingerichtet"
worden, hieß es. "Assads Armee hat in Daraja ein Massaker
angerichtet", sagte Aktivist Abu Kinan. Eine unabhängige Überprüfung der
Angaben ist nicht möglich.
Daraja
ist einer der großen überwiegend von Sunniten bewohnten Slumstädte vor den
Toren von Damaskus. Der Angriff auf den Ort war Teil einer Armeeoffensive, mit
der die Streitkräfte die Kontrolle über diese Hauptstadtvororte wiedererlangen
wollen. Die Rebellen hatten sich dorthin zurückgezogen und Angriffe auf die
Assad-Truppen ausgeführt.
Insgesamt
seien am Samstag in Syrien etwa 440 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen,
berichteten die Komitees. Darunter seien auch Frauen und Kinder gewesen. In
Damaskus und Umgebung seien es 310 Tote gewesen. Diese Zahl schließe die Opfer
in Daraja ein. Die oppositionellen syrischen Menschenrechtsbeobachter
berichteten von mehr als 120 unidentifizierten Opfern in Daraja. 80 Tote in dem
Ort hätten identifiziert werden können.
Verbleib von Vizepräsident unklar
Erstmals
soll sich ein Kommandeur abgesetzt haben, der größere Kampfverbände befehligt
hatte. Jordanische Medien meldeten, General Mohammed Mussa al-Chairat habe die
Grenze überquert. Der Name des Kommandeurs der 7. Division war im Januar auf
einer von den Koordinationskomitees der Syrischen Revolution in der Stadt
Dschasim verbreiteten Liste aufgetaucht. Die Aktivisten hatten damals die Namen
von Militärs aufgelistet, die nach ihren Angaben an der brutalen Unterdrückung
der Protestbewegung in ihrer Stadt beteiligt waren.
Keine
Bestätigung gab es für einen Bericht des Nachrichtensenders Al-Arabija, wonach
sich auch Vizepräsident Faruk al-Scharaa nach Jordanien abgesetzt haben soll.
Ein Kommandeur der Freien Syrischen Armee hatte erst kürzlich erklärt,
Al-Scharaa habe sich von Präsident Baschar al-Assad losgesagt. Er halte sich
"an einem sehr sicheren Ort in Syrien" auf. Beobachter hatten
spekuliert, dass die Regierungstruppen ihre Angriffe auf die Grenzprovinz Daraa
in den vergangenen Tagen verstärkt hatten, um eine Flucht des Vizes zu
verhindern.
Indessen
wurde weiter heftig um die Stadt Aleppo gekämpft. Die syrische Armee beschoss
das westlich gelegene Viertel Ansari sowie Sukkari und Firdaus im Süden mit
Panzern. Panik brach unter Anwohnern aus, die ihre Häuser verließen und
zwischen Rauch und Staubwolken nach Schutz suchten. Im Viertel Seif al-Daula
waren Schüsse zu hören. Ein Zivilist wurde getötet. Die syrische Nachrichtenagentur
Sana meldete, die Armee habe Seif al-Daula "gesäubert" und
"Gruppen bewaffneter Terroristen" getötet. Die Rebellen schienen die
östlichen Viertel Sachur und Schaar sowie Salhin zu kontrollieren. Am Dienstag
hatte die FSA erklärt, sie würde zwei Drittel Stadt halten.
Weiter auch Auswirkungen in
Nachbarstaaten
In
Jordanien ist derweil erneut eine Rakete eingeschlagen. Nach jordanischen
Angaben ging das Geschoss in der Nähe einer Grenzstadt nieder, ohne Schaden
anzurichten. Die Regierung in Amman sei dennoch "sehr besorgt" über
den Zwischenfall, erklärte der jordanische Informationsminister Samih
al-Maajta. "Dies ist eine Verletzung der nationalen Souveränität, und
unabhängig davon, ob es absichtlich oder nicht war, ist der Vorfall inakzeptabel",
erklärte al-Maajta. Jordanien werde eine angemessene Antwort auf die Verletzung
seiner Souveränität finden.
Beim
Einschlag von vier Raketen am vergangenen Sonntagabend waren mehrere Menschen
in Jordanien verletzt worden. Damals wie heute werden die Aufständischen für
den Abschuss verantwortlich gemacht.
In
der libanesischen Stadt Tripoli erhöhte sich die Zahl der Toten nach den
Kämpfen zwischen Sunniten und Alawiten auf 15. Ein 16-jähriger Junge sei
Freitagnacht seinen Verletzungen erlegen, teilten die Behörden mit. In den
vergangenen sechs Tagen seien zudem 112 weitere Menschen verletzt worden. In
der Nacht zu Samstag soll es erstmals seit sechs Tagen relativ ruhig geblieben
sein. Der Osten der Stadt ist gespalten zwischen alawitischen Anhängern Assads
und Sunniten, die mit den syrischen Aufständischen sympathisieren.
Quelle:
n-tv.de, rts/AFP
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