Sonntag, 26. August 2012

200 Leichen vor Damaskus


Neues Massaker in Syrien?

Daraja vor den Toren Damaskus' ist eine Hochburg der Rebellen, bis die Assad-Truppen die Kontrolle in dem Vorort übernehmen. Was sie dann anrichten, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Oppositionelle berichten, es seien 200 Leichen aufgefunden worden. Sie sprechen von einem Massaker und behaupten, die Menschen seien "regelrecht hingerichtet" worden.
In der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Oppositionsangaben zahlreiche Leichen entdeckt worden. In der Stadt Daraja seien mehr als 200 Tote gefunden worden, berichteten die Lokalen Koordinierungskomitees. Sie seien Opfer der Regierungstruppen geworden und "regelrecht hingerichtet" worden, hieß es. "Assads Armee hat in Daraja ein Massaker angerichtet", sagte Aktivist Abu Kinan. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.


Daraja ist einer der großen überwiegend von Sunniten bewohnten Slumstädte vor den Toren von Damaskus. Der Angriff auf den Ort war Teil einer Armeeoffensive, mit der die Streitkräfte die Kontrolle über diese Hauptstadtvororte wiedererlangen wollen. Die Rebellen hatten sich dorthin zurückgezogen und Angriffe auf die Assad-Truppen ausgeführt.
Insgesamt seien am Samstag in Syrien etwa 440 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen, berichteten die Komitees. Darunter seien auch Frauen und Kinder gewesen. In Damaskus und Umgebung seien es 310 Tote gewesen. Diese Zahl schließe die Opfer in Daraja ein. Die oppositionellen syrischen Menschenrechtsbeobachter berichteten von mehr als 120 unidentifizierten Opfern in Daraja. 80 Tote in dem Ort hätten identifiziert werden können.

Verbleib von Vizepräsident unklar
Erstmals soll sich ein Kommandeur abgesetzt haben, der größere Kampfverbände befehligt hatte. Jordanische Medien meldeten, General Mohammed Mussa al-Chairat habe die Grenze überquert. Der Name des Kommandeurs der 7. Division war im Januar auf einer von den Koordinationskomitees der Syrischen Revolution in der Stadt Dschasim verbreiteten Liste aufgetaucht. Die Aktivisten hatten damals die Namen von Militärs aufgelistet, die nach ihren Angaben an der brutalen Unterdrückung der Protestbewegung in ihrer Stadt beteiligt waren.
Keine Bestätigung gab es für einen Bericht des Nachrichtensenders Al-Arabija, wonach sich auch Vizepräsident Faruk al-Scharaa nach Jordanien abgesetzt haben soll. Ein Kommandeur der Freien Syrischen Armee hatte erst kürzlich erklärt, Al-Scharaa habe sich von Präsident Baschar al-Assad losgesagt. Er halte sich "an einem sehr sicheren Ort in Syrien" auf. Beobachter hatten spekuliert, dass die Regierungstruppen ihre Angriffe auf die Grenzprovinz Daraa in den vergangenen Tagen verstärkt hatten, um eine Flucht des Vizes zu verhindern.
Indessen wurde weiter heftig um die Stadt Aleppo gekämpft. Die syrische Armee beschoss das westlich gelegene Viertel Ansari sowie Sukkari und Firdaus im Süden mit Panzern. Panik brach unter Anwohnern aus, die ihre Häuser verließen und zwischen Rauch und Staubwolken nach Schutz suchten. Im Viertel Seif al-Daula waren Schüsse zu hören. Ein Zivilist wurde getötet. Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe Seif al-Daula "gesäubert" und "Gruppen bewaffneter Terroristen" getötet. Die Rebellen schienen die östlichen Viertel Sachur und Schaar sowie Salhin zu kontrollieren. Am Dienstag hatte die FSA erklärt, sie würde zwei Drittel Stadt halten.

Weiter auch Auswirkungen in Nachbarstaaten
In Jordanien ist derweil erneut eine Rakete eingeschlagen. Nach jordanischen Angaben ging das Geschoss in der Nähe einer Grenzstadt nieder, ohne Schaden anzurichten. Die Regierung in Amman sei dennoch "sehr besorgt" über den Zwischenfall, erklärte der jordanische Informationsminister Samih al-Maajta. "Dies ist eine Verletzung der nationalen Souveränität, und unabhängig davon, ob es absichtlich oder nicht war, ist der Vorfall inakzeptabel", erklärte al-Maajta. Jordanien werde eine angemessene Antwort auf die Verletzung seiner Souveränität finden.
Beim Einschlag von vier Raketen am vergangenen Sonntagabend waren mehrere Menschen in Jordanien verletzt worden. Damals wie heute werden die Aufständischen für den Abschuss verantwortlich gemacht.
In der libanesischen Stadt Tripoli erhöhte sich die Zahl der Toten nach den Kämpfen zwischen Sunniten und Alawiten auf 15. Ein 16-jähriger Junge sei Freitagnacht seinen Verletzungen erlegen, teilten die Behörden mit. In den vergangenen sechs Tagen seien zudem 112 weitere Menschen verletzt worden. In der Nacht zu Samstag soll es erstmals seit sechs Tagen relativ ruhig geblieben sein. Der Osten der Stadt ist gespalten zwischen alawitischen Anhängern Assads und Sunniten, die mit den syrischen Aufständischen sympathisieren.
Quelle: n-tv.de, rts/AFP

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