Schwere
Vorwürfe von Amnesty International: Die Menschenrechtler werfen dem
Assad-Regime vor, Viertel in der umkämpften Stadt Aleppo zu bombardieren.
Mehrfach seien Menschen, die für Brot anstanden, und ein Krankenhaus beschossen
worden. Dabei sollen unbeteiligte Zivilisten gestorben sein.
Damaskus -
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der syrischen Führung
des Despoten Baschar al-Assad die Bombardierung bewohnter Stadtviertel
vorgeworfen. Zivilisten leiden nach Einschätzung der Menschenrechtler zunehmend
unter dem Bürgerkrieg in ihrem Land. Unbeteiligte würden immer häufiger zur Zielscheibe
von Luft- und Artillerieangriffen durch die syrischen Streitkräfte, sagte die
Krisenbeauftragte der Menschenrechtsorganisation, Donatella Rovera.
Die
Organisation untersuchte nach eigenen Angaben rund 30 Angriffe in der
umkämpften Stadt Aleppo, bei denen mindestens 80 unbeteiligte Zivilisten
getötet worden seien. Das Fazit der Menschenrechtler: Die meisten Toten seien
"durch Luft- und Artillerieangriffe von Regierungstruppen"
umgekommen.
Laut Amnesty
bombardiert Assads Armee besiedelte Gebiete, in denen sie Rebellen vermutet,
anstatt militärische Ziele ins Visier zu nehmen. So seien Menschen, die für
Brot anstanden, und ein Krankenhaus mehrfach beschossen worden, wie die
Menschenrechtler in ihrem Bericht anprangern.
Eine Gefahr
für die Zivilisten seien auch die oft unorganisierten Kämpfer auf Seiten der
Rebellen, die inmitten der Bevölkerung aktiv würden. Viele gäben sich als
Kämpfer der Freien Syrischen Armee zu erkennen, seien aber mit dieser nur ganz
lose verbunden.
Seit Beginn
der Proteste gegen Assad im März 2011 wurden laut Angaben von Aktivisten mehr
als 20.000 Menschen in Syrien
getötet. Am Donnerstag stürmten Soldaten des Regimes nach 24-stündigem
Artillerie- und Hubschrauberbeschuss mit Panzern Daraja nahe Damaskus. Das
berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Mindestens 15 Menschen seien im
Feuer der Truppen ums Leben gekommen, sagten die Regierungsgegner. Die Soldaten
würden demnach Haus für Haus in dem Viertel durchkämmen, in dem besonders viele
konservative Sunniten leben. Diese Religionsgruppe gilt als Rückgrat der
Revolte gegen den Alawiten Assad.
In Aleppo
seien am Donnerstagmorgen die Viertel Sachur, Tarik al-Bab, Bustan al-Kasr und
Schaar mit schwerer Artillerie beschossen worden, berichtete die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Außerdem habe es in Salahaddin und
anderen Vierteln Gefechte gegeben. Ein Aufständischer sei getötet worden.
Am
Mittwochabend habe es zudem Zusammenstöße beim Militärflughafen außerhalb der
Stadt gegeben. Die Lage in der Wirtschaftsmetropole bleibt insgesamt
unübersichtlich. Aufständische und die Regierungsarmee berichteten jeweils über
Raumgewinne. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsapparats sagte der
Nachrichtenagentur AFP, Aleppo drohe "ein langer Krieg". Insgesamt
seien am Mittwoch in Syrien 162 Menschen getötet worden, darunter 102
Zivilisten, teilten Aktivisten mit. SPIEGEL ONLINE kann die Angaben nicht
unabhängig überprüfen.
heb/AFP/dapd/dpa/Reuters Bericht Spiegel
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